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30.11.2020
Soziales

Zwei Vereine, eine Haltung

Als Migrantin oder Migrant in Deutschland Fuß zu fassen ist schwer. Der Frankfurter Verein „beramí berufliche Integration e.V.“ unterstützt jährlich Tausende dabei – und zeigt Haltung.

Im Frankfurter Nordend hat „beramí“ seinen Sitz. Ein Verein, der in seiner täglichen Arbeit ganz anders ist als Eintracht Frankfurt. Und doch finden sich viele Gemeinsamkeiten, die verbinden – auch abseits von der Heimat Frankfurt. Es ist die Haltung, die verbindet. „Haltung heißt für uns: Anerkennung, Respekt, Vielfalt“, erzählt Cornelia Goldstein, die in der Öffentlichkeitsarbeit und als Netzwerkkoordinatorin bei beramí tätig ist, und ergänzt:. „Wir treten für die Anerkennung und Wertschätzung von Vielfalt und für Menschen aller Kulturen ein.“ Gemeinsam mit fast 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hilft sie berufliche Perspektiven für Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen. Für viele sei es ein schwerer Weg, in Deutschland Fuß zu fassen. „Es ist auch heute noch nicht so, dass Frauen, die eine gute Ausbildung und Berufserfahrung haben, hier in adäquate Jobs vermittelt werden“, berichtet die 57-Jährige. Berufsausbildungen und Studienabschlüsse müssen zunächst anerkannt werden und es fehle die Systemkenntnis, beispielsweise wie man sich in Deutschland überhaupt auf eine Stelle bewirbt. „Wir kämpfen für die Anerkennung im doppelten Sinne. Einerseits für die Anerkennung der beruflichen Leistung, aber auch der Menschen. Sie sind ein Gewinn für unsere Gesellschaft, haben Fähigkeiten, von denen wir profitieren können“, so Goldstein. Doch der Weg für Betroffene ist weit und oftmals sehr herausfordernd – hier hilft der Verein tatkräftig.

Und die Zahlen sind erstaunlich: Fast 4000 Menschen waren im vergangenen Jahr in der Beratung. Über 1000 Teilnehmer verzeichnete der Verein in Qualifizierungsangeboten und über 250 Teilnehmer in Deutschkursen. Eine von ihnen ist Taisia Corja. 2015 kam sie aus Moldawien nach Deutschland. Erst nach Koblenz, seit 2018 ist sie in Frankfurt. „Ich war völlig desorientiert. Ich hatte keinen Bekanntenkreis, aber war motiviert und fleißig. Ich wollte mich hier integrieren“, erzählt die 28-Jährige. Über eine andere Beratungsstelle kam sie schließlich zu beramí. Dort nahm sie eine Beratung wahr und fühlte sich erstmals gut aufgehoben. „Als Migrant oder Migrantin ist es schwer Fuß zu fassen, man fühlt sich oftmals alleine. Aber hier habe ich mich sofort gut aufgehoben gefühlt und gedacht: ‚Hier kann ich mein Ziel erreichen‘“, erzählt sie. Schlussendlich besuchte sie unterschiedliche Angebote des Vereins, unter anderem eine neunmonatige berufliche Qualifizierung, in der u. a. auch Medienkompetenz vermittelt wurde. Und die harte Arbeit zahlte sich aus: Als Mitarbeiterin ist sie aktuell für beramí am Empfang tätig. „Ich finde es toll, dass ich jetzt anderen Leuten helfen kann.“

Doch Corja möchte sich nicht ausruhen. Zwar habe sie die Corona-Pandemie etwas ausgebremst, aber „aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben“. Berufliche Ziele stehen genauso auf der „To do-Liste“ wie ein Besuch bei der Eintracht. Berührungspunkte hatte sie zwar noch nicht, aber sobald die aktuelle Lage wieder zulässt, wird ihre Kollegin sie ganz sicher einmal mit ins Stadion nehmen. Denn Goldstein ist glühende Eintracht-Anhängerin. „Ich bin Frankfurterin und Fan seitdem ich denken kann. Das ist eine ganz klare Sache“, berichtet sie. „Es macht mich stolz, dass sich auch die Eintracht ganz klar positioniert und klare Kante zeigt. Das freut und bestärkt mich. Ich fühle mich sehr verbunden.“

Verbundenheit, die nicht nur sie verspürt. Es ist auch eine Verbundenheit zwischen ihrer beruflichen und privaten Leidenschaft. Zwischen beramí und Eintracht Frankfurt. Zwei Vereine, eine Haltung. Während beramí im beruflichen Kontext gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung und für ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen kämpft, steht die Eintracht im gesellschafts- und sportpolitischen Umfeld dafür ein. Eine Haltung, die so wichtig ist. Und für die beide auch zukünftig mit aller Kraft eintreten werden.

So kannst auch du helfen:

  • Know-how: Für die Bildungsmaßnahmen des Vereins sind Referenten/innen unerlässlich. Der Verein freut sich über Experten, die kostenfrei zur Verfügung stehen und ihre Expertise weitergeben möchten.
  • Ehrenamt: Wie jeder Verein ist auch bei beramí ehrenamtliches Engagement unerlässlich, beispielsweise in der Verwaltung.
  • Spenden: Für Angebote und Projekte, wie beispielsweise individuelle Förderungen, werden finanzielle Mittel benötigt:
    • Spendenkonto: beramí berufliche Integration e.V.
      Bank für Sozialwirtschaft
      IBAN DE29 550 205 00000 86151 01
      BIC: BFSWDE33MNZ