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16.07.2025
Klub

„Sichtbar sein und klares Zeichen setzen“

Die Eintracht nimmt erneut am Christopher Street Day (CSD) in Frankfurt teil. Im Interview blickt Vorstandsmitglied Philipp Reschke voraus auf den 19. Juli.

Vergangenes Jahr hat Eintracht Frankfurt zum ersten Mal mit einem eigenen Wagen an der Demonstration des Christopher Street Day (CSD) teilgenommen – ein starkes Signal der Sichtbarkeit und Solidarität. Wie kam es eigentlich dazu?
Der Wunsch, ein sichtbares Zeichen für Vielfalt zu setzen, wurde in der Vergangenheit immer wieder an uns herangetragen – aus ganz unterschiedlichen Gruppen innerhalb unserer Eintracht-Familie. Zunächst haben wir diesem Wunsch durch die Unterstützung der Teilnahme des EFC Regenbogenadler Ausdruck verliehen. Doch die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Zeit haben uns deutlich gemacht: Es reicht nicht, nur zu begleiten. Wir müssen uns als Klub auch selbst aktiv einbringen und Haltung zeigen. Deshalb haben wir, also der Verein und die Fußball AG gemeinsam, zusammen mit unseren Mitarbeitenden, den Mitgliedern des Vereins und Mitgliedern der EFCs ganz bewusst den Schritt nach vorn gemacht, um ein starkes und unverzichtbares Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen.

Was waren deine ganz persönlichen Eindrücke?
Man ist mit vielen unterschiedlichen Menschen in einem offenen und respektvollen Umfeld in Kontakt gekommen. Besonders eindrücklich ist mir in Erinnerung geblieben, wie selbstverständlich wir als Eintracht Teil dieses bunten, solidarischen Ganzen waren. Es hat gezeigt, wie wichtig unsere Präsenz gerade auch an solchen Tagen ist.

Wir haben sowohl vor Ort als auch im Nachgang überwiegend positive – zum Teil sehr emotionale – Rückmeldungen erhalten.

Eintracht-Vorstandsmitglied Philipp Reschke

Wie wurde die CSD-Teilnahme im vergangenen Jahr aufgenommen, welche Rückmeldungen haben euch erreicht?
Wir haben sowohl vor Ort als auch im Nachgang überwiegend positive – zum Teil sehr emotionale – Rückmeldungen erhalten, die deutlich gemacht haben, wie sichtbar unsere Präsenz und Unterstützung wahrgenommen wurde. Diese Resonanz war ein wesentlicher Anstoß dafür, auch in diesem Jahr wieder mit einem eigenen Wagen beim CSD vertreten zu sein.

Auch in diesem Jahr ist die Eintracht mit einem Wagen dabei. Die Vorbereitungen laufen sicherlich schon auf Hochtouren. Wie geht es voran?
Die Planungen sind weit fortgeschritten – auch der DJ tüftelt fleißig an der Playlist. Von unseren Mitgliedern, den EFCs und auch aus dem Kolleg:innenkreis kommen durchweg positive Rückmeldungen. Teilweise haben sich sogar Fans und Mitglieder aus anderen Städten Deutschlands gemeldet, die unbedingt dabei sein möchten. Die Vorfreude auf den gemeinsamen Tag ist allenthalben spürbar.

Vielfalt im Fußball, aber auch aktuell politisch wie gesellschaftlich, ist leider nicht immer unumstritten. Wie geht Eintracht Frankfurt mit kritischen Stimmen oder Gegenwind aus Teilen des Klubumfelds um?
Vielfalt und Toleranz zu leben, bedeutet für uns auch, Spannungen und unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Uns ist bewusst, dass nicht alle Fans und Mitglieder diesen Weg sofort mitgehen. Doch gerade deshalb setzen wir nicht auf Rückzug, Konfrontation oder Gleichklang mit der Brechstange – sondern auf Dialog, Präsenz und kontinuierliche Begegnung.

Ein Banner mit queerfeindlichem Inhalt im Gästeblock während des Spiels am Millerntor auf St. Pauli sorgte vergangene Saison für teils großen Unmut. Anschließend positionierte sich der Verein unmissverständlich. Ein Moment, in dem die Eintracht klare Kante zeigen musste und auch immer zeigen wird?
Absolut! Schlussendlich haben auch die Mitglieder auf der letzten Mitgliederversammlung im Januar eindrucksvoll unterstrichen, dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind. Die Satzung des Vereins wurde mit überwältigender Mehrheit um einen zentralen Passus ergänzt. Die Formulierung zum „Zweck und den Aufgaben des Vereins“ definiert nun unsere Haltung zu gesellschaftlichen Werten und Entwicklungen sehr viel deutlicher und verankert die Positionierung von Eintracht Frankfurt strukturell und nachhaltig.

Alte Formulierung

„Der Verein handelt frei von parteipolitischen, weltanschaulichen und religiösen Bindungen.“

Neue Formulierung

„Der Verein handelt frei von parteipolitischen, weltanschaulichen und religiösen Bindungen und bekennt sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung. Er tritt verfassungs-, fremdenfeindlichen, antisemitischen Bestrebungen und Einstellungen sowie jeder Diskriminierung, insbesondere aufgrund der Nationalität, der ethnischen Zugehörigkeit, der Religionszugehörigkeit, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung aktiv entgegen.“

Philipp Reschke weiter:

Hinsichtlich des Banners am Millerntor haben wir uns unmittelbar danach mit unserem Präsidenten Mathias Beck klar und unmissverständlich positioniert. Die Geldstrafe in Höhe von 8.000 Euro, die der DFB verhängt hätte, haben wir als Spende direkt dem CSD Frankfurt e. V. zukommen lassen. 

Nicht wenigen Organisationen wird während des Pride Month oder rund um dem CSD vorgeworfen, sich nur symbolisch oder medienwirksam zu positionieren. Der Vorwurf: Social Washing, also eine Marketingstrategie, ohne die Geschäftspraktiken wirklich zu ändern. Wie begegnet Eintracht Frankfurt der Kritik?
Es ist absolut richtig und berechtigt, genau hinzuschauen, ob gesellschaftliche Themen aus Überzeugung oder nur aus Imagegründen aufgegriffen werden. Unsere Teilnahme am CSD erfolgt bewusst ohne die Unterstützung durch Sponsoren oder Partner – wir tragen das Projekt aus eigener Kraft und mit hoher intrinsischer Motivation. Außerdem: Wenn es uns nur darum gegangen wäre, uns bei angesagten, hippen Themen ins Rampenlicht zu stellen, hätten wir uns sicher einen einfacheren Zeitpunkt mit weniger Gegenwind aus der Gesellschaft aussuchen können. Doch gerade jetzt sichtbar zu sein und ein klares Zeichen zu setzen, war und bleibt uns wichtig.