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25.07.2021
Verein

„Wir leben die Frankfurter Eintracht“

Für unsere Adlerträger, die bei den Olympischen Spielen antreten, drücken nicht nur in Deutschland Mitglieder die Daumen, sondern mit Michael Ostern und seiner Familie auch im Gastgeberland Japan.

Wer während der olympischen Spiele mit den sieben Adlerträgern mitfiebern möchte, die für Deutschland in Japan antreten, muss sich auf teils ungewöhnliche Uhrzeiten einstellen. Für Michael Ostern, der der Frankfurter Eintracht von Tokio aus die Treue hält, ist das normalerweise Alltag. „So viel Schlaf wie aktuell habe ich sonst nie“, lacht der zweifache Vater, der die Spiele der Eintracht in der Regel nur am späten Abend oder sogar mitten in der Nacht mitverfolgen kann. „Wir sind aber trotzdem immer live dabei“, erklärt er. „Das geht gar nicht anders.“

Vereinstreue seit 40 Jahren

Seit über 20 Jahren lebt Michael Ostern in Tokio, seine Leidenschaft für die Eintracht hat der gebürtige Frankfurter auch an seine Kinder weitergegeben. Er selbst verfolgt die Diva schon von Kindsbeinen an: „Das erste Spiel, das ich im Fernsehen gesehen habe, war das 9:2 gegen Werder Bremen. Ich glaube, das war 1981“, blickt er zurück. „Von da an war ich Feuer und Flamme.“ Kurz darauf erlebte er die Eintracht gegen Tottenham Hotspurs auch erstmals live im Stadion. „Daran erinnere ich mich noch, als wäre es letzte Woche gewesen. Seitdem bin ich absoluter Eintracht-Fan.“

In den vergangenen vierzig Jahren begegnete Michael der Eintracht allerdings nicht nur als Fan und Zuschauer, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten. Sei es beim Zeitungen austragen am Riederwald oder in der eigenen Nachbarschaft: „Dirk Heitkamp war damals mein Nachbar“, erinnert er sich. „Ich hatte ein großes Eintracht Poster, das Dirk gesehen hat. Er hat das Poster genommen, ist ins Training gefahren und hat mir die Unterschriften aller Spieler besorgt.“ Viele weitere Unterschriften sind seitdem dazu gekommen, sowohl von der Meistermannschaft 1959 als auch von aktiven Spielern. „Es verbindet auch, dass die Jungs, die man anfeuert, einem das so zurückgeben. Ich finde es klasse, wie toll die Spieler mit den Fans umgehen.“ Bei seinen Besuchen in Frankfurt sei er den Adlerträgern schon regelmäßig über den Weg gelaufen, berichtet Michael. „Da merkt man auch immer wieder, dass Frankfurt gar nicht so groß ist“, lacht er.

Zurück nach Deutschland?

Michael wurde allerdings nicht nur die Leidenschaft für Eintracht Frankfurt früh mitgegeben, auch mit Japan war er dank seiner japanischen Mutter schon immer verbunden. „Ich war erst bei der Bundeswehr und habe dann ein Studium an der Frankfurter Goethe Universität begonnen, im Rahmen dessen ich ein Praktikum in Tokio gemacht habe. Seit dem Ende des Studiums bin ich hier“, berichtet er. Für immer möchte Michael allerdings nicht in der japanischen Hauptstadt leben. „Ich habe doch eine Dauerkarte, natürlich komme ich zurück“, lacht er. Zudem besuche sein Sohn Luke eine deutsche Schule in Tokio „Ich hoffe, dass er nach dem Abitur irgendwann auf die Frankfurter Universität möchte und ich dann eine Ausrede habe, endlich wieder zurückzukommen.“

Auch Luke ist mit seinen neun Jahren schon großer Frankfurt-Fan. Vor zwei Jahren nahm er bereits am Fußballcamp der Eintracht Frankfurt Fußballschule teil und bekam damals nicht nur die Gelegenheit, an der Seite von Makoto Hasebe in den Deutsche-Bank-Park einzulaufen, sondern machte auch Bekanntschaft mit dem ehemaligen Eintracht-Profi Ervin Skela. „Luke hatte am ersten Tag des Camps nur sein kurzärmliges Trikot an und hat gefroren“, erzählt Michael. „Da kam Ervin vorbei und hat ihm seine Jacke gegeben, damit er nicht frieren muss. Das wird Luke wohl nie vergessen. Er war schon vorher ein großer Fan, aber damit wurde das Feuer so richtig entfacht.“

Volle Unterstützung für Olympia

Aktuell überbrückt Michael die Sommerpause mit dem Schauen von Testspielen – und wird darüber hinaus bei den Olympischen Spielen mitfiebern. „Wir haben ja Leticia und Ragnar dabei, denen drücke ich ganz fest die Daumen“, erklärt er. „Bei Ragnar hat es ja schon in der Bundesliga mit dem ersten Tor geklappt. Jetzt hoffe ich, dass er auch in der Nationalmannschaft Tore schießt.“ Ein Wunsch, der bereits im ersten Spiel der Deutschen Olympia-Auswahl in Erfüllung ging, als Ragnar Ache gegen Brasilien den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielte. Doch auch die Leichtathleten unterstützt die Familie Ostern bei ihrem Kampf um Medaillen. „Auf Luke Campbell freut sich Luke besonders. Aber den Marathon und Siebenkampf werden wir auch schauen.“ Michael ergänzt: „Wir haben so viele Adler hier in Tokio, die wir selbstverständlich anfeuern.“

Die Verbindung, die zwischen der Familie Ostern und Eintracht Frankfurt besteht, geht weit über das reine Verfolgen der Profi-Mannschaft hinaus. „Wir leben die Frankfurter Eintracht hier“, berichtet Michael. „Es ist unbezahlbar, wenn man sein Leben lang mit der Mannschaft seiner Heimatstadt mitfiebern kann.“ Für ihn sei das Mitleiden mit dem Verein das Schönste. „Wir leiden hier und freuen uns zusammen. Und man ist immer hautnah dabei.“

Sein größter Wunsch sei es, irgendwann mit der Eintracht etwas gemeinsam aufzubauen. „Ich habe überlegt, hier einen Fanklub zu gründen. Wir sind ja schon zu viert, das ist ein guter Anfang“, scherzt Michael. „Hasebe hat auch eine Fußballschule hier in Japan. Sollte er Lust haben, in Tokio eine weitere zu gründen, dann bin ich am Start.“ Und ergänzt lachend: „Oder ich mache hier einen Fanshop auf!“

„Gewinnen muss man sich verdienen“

Das Schöne an der Eintracht sei für ihn auch die Beständigkeit. „Spieler wie Charly Köbel waren meine Vorbilder. Dass man sich für eine Sache engagiert, dort dann Commitment zeigt und die Treue hält.“ Auch so habe ihm der Fußball viel beigebracht. „Für die Arbeit aber auch das private Leben. Ich denke, man kann daraus viel mitnehmen“, erklärt Michael. „Man lernt, mit Situationen umzugehen, in denen es nicht so gut läuft, welche Lehren man daraus zieht und wie man es besser machen kann. Und wenn es funktioniert, freut man sich dann umso mehr.“ Er resümiert: „Ich glaube, gewinnen muss man sich mit harter Arbeit verdienen. Dafür steht die Eintracht: Viel trainieren, viel arbeiten und dann kommen auch der Erfolg und die Freude.“ So hoffentlich auch für unsere Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen, die für diese Teilnahme jahrelang hart trainiert haben und jetzt die Lorbeeren ernten können. Die gedrückten Daumen der Familie Ostern haben sie zumindest schon sicher.