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04.12.2020
Verein

„Im Sommer angenehm kühl und im Winter warm“

Die Eintracht-Redaktion hat mit Dieter Burkert und Stefan Hollander über erste Pläne für das neue Sportleistungszentrum am Riederwald, die Bauphase, Hindernisse und das Fazit nach zehn Jahren gesprochen.

Das Sportleistungszentrum am Riederwald ist heute die Heimat aller Abteilungen und des Eintracht-Nachwuchses.

Vor 10 Jahren zog der Verein in das neue Sportleistungszentrum am Riederwald ein. Zwei, die den Großbau bis ins kleinste Detail kennen und den Bau zwischen 2007 und 2010 begleitet haben, sind das geschäftsführende Präsidiumsmitglied Dieter Burkert als Schirm- und Bauherr sowie Stefan Hollander, damals in seiner Funktion als Leiter Organisation & Administration und heute Projektleiter für das ProfiCamp im Stadtwald. Die Eintracht-Redaktion hat mit beiden über erste Pläne, die Bauphase, Hindernissen und das Fazit nach 10 Jahren gesprochen.

Seit einem Jahrzehnt gibt es nun das neue Sportleistungszentrum. Wann gab es die ersten Ideen und Pläne für einen Neubau?

Stefan Hollander: Bereits während der Präsidentschaft von Rolf Heller zwischen 1997 und 2000 gab es eine Planung für ein neues Sportleistungszentrum mit einem Glasdach über zwei Gebäude.

Dieter Burkert: Das damalige Gebäude war marode, der Zustand desolat, von daher war ein Neubau oder eine Sanierung des Gebäudes seit jener Zeit immer wieder im Gespräch. So gab es schon 2001 Vorplanungen für das Projekt „Gemeinsam am Riederwald“ und auch erste Angebote für eine Gesamtsanierung vom Architekturbüro Peter Fenchel. 2003 änderte sich die Planung. Unter dem Motto „Eintracht im Waldstadion“ wurde ein Entwurf ausgearbeitet, nach dem die Geschäftsstellen des Vereins und der Fußball AG sowie die Trainingsstätten der Lizenz- und Amateurspieler gemeinsam am Stadion untergebracht werden sollten. Diese Planung verlief aber wieder im Sande, da man zum Ergebnis kam, dass aufgrund der Rahmenbedingungen – der Nutzung des Stadions auch durch Frankfurt Galaxy (Football), Konzerte usw.  – ein geregelter Trainingsbetrieb für die Amateure und die U19 nicht möglich gewesen wäre. So entschieden wir Anfang 2004 gemeinsam, dass die Geschäftsstelle der Fußball AG ins Waldstadion zieht und Eintracht Frankfurt e.V. sowie das Leistungszentrum am Riederwald bleiben.

Die ersten Pläne gab es bereits um das Jahr 2000.

Dieter Burkert

Und damit begannen die Planungen für das Sportleistungszentrum so wie es heute existiert?

Burkert: Zunächst begannen die Gespräche darüber, welche baulichen Änderungen und Verbesserungen am Riederwald notwendig sind. Als wir Anfang 2006 ein Schreiben vom Sportamt bekamen, dass wir bis zum Sommer noch unsere Tribüne nutzen dürfen, aber in der neuen Saison nicht mehr, haben wir im Mai 2006 im Präsidium die konkrete Projektplanung für den neuen Riederwald begonnen.

Stefan Hollander, Sie sind bereits seit 1989 bei der Eintracht, hatten seit 2000 mit Gründung der Fußball AG eine geteilte Stelle bei AG und beim e.V., im Sommer 2006 sind Sie dann komplett an den Riederwald zurückgekehrt. Ein Zufall?

Hollander: Natürlich war das Projekt Neubau spannend, reizvoll und der ausschlaggebende Punkt für meine Rückkehr, auch wenn ich als Leiter Organisation & Administration schon noch zahlreiche andere Aufgaben hatte.

Am 20. Juli 2007 wurde der Bauantrag eingereicht. Sie, Dieter Burkert, haben mit Axel Hellmann 20 Aktenordner mit Antragsformularen unterzeichnet. War mit der Einreichung die Planung durch?

Burkert: Dann ging es los mit der Frage ‚Wie wird das Ding bezahlt?‘ Gespräche mit der Stadt und dem Innenministerium folgten. Von der Stadt und vom Land bekamen wir die Zusagen für die finanziellen Förderung. Wir bekamen ebenso von der Fußball AG und von der Commerzbank jeweils Darlehen zugesagt. Die weitere Finanzierung erfolgte durch Eigenkapital vom Verein, das durch großzügige Spenden und Aktienverkäufe an Wolfgang Steubing ergänzt wurde.

Ihr beide hattet nun die Verantwortung für das Projekt, habt dieses nun tagtäglich begleitet und musstet zahlreiche Entscheidungen treffen. Wie sah die Aufgabenverteilung aus?

Burkert: Stefan war hauptberuflich bei der Eintracht und ich damals noch für zwei Jahre in Teilzeit, da ich noch beim Finanzamt gearbeitet habe. Wir hatten jede Woche eine Baubesprechung, bei der die Baufortschritte besprochen und der Plan für die kommende Woche erstellt wurde.

Hollander: Ich war für das Projekt verantwortlich, musste aber regelmäßig ans Präsidium berichten und Entscheidungen einholen. Dieter war als Vize-Präsident der Verantwortliche für dieses Projekt und mein direkter Ansprechpartner. Je weniger er beim Finanzamt arbeitete, umso mehr Zeit hatte er für die Eintracht und brachte sich immer mehr in das Projekt ein. Entsprechend kürzer waren unsere Dienstwege.

Am Anfang standen die Ausschreibungen. Wie war der Ablauf?

Burkert: Das war eine europaweite Ausschreibung und ist ein ganz strenges formelles Verfahren. Die eingesendeten Ordner wurden versiegelt und erst am Ende der Ausschreibungszeit bei der Submission geöffnet. Die gesamte Ausschreibung hat etwa ein Jahr gedauert. Diese erfolgte stufenweise: zunächst für die Erdarbeiten, dann den Rohbau  und als letztes dann für die Kacheln an die Wand.

Hollander: Die gesamte Ausschreibung lief über unseren Projektsteuerer FAAG Technik GmbH, aber ich war bei jeder Submission und den Vergabegesprächen dabei.  Alle Bewerber kommen in einem Raum zusammen. Die Mitarbeiter der FAAG lesen dann die jeweiligen Angebote vor. Wir hatten zwar bei der Entscheidung nur geringen Einfluss, aber es wurden keine Entscheidungen gegen unsere Vorstellungen und Ideen getroffen.

Wie viele Änderungen gab es zwischen den damaligen Plänen und dem Sportleistungszentrum, so wie es am Ende entstanden ist?

Hollander: Es gab schon Änderungen. Beispielsweise hatten wir kein Geld für den Parkplatz und haben deshalb auf der Klausurtagung darüber diskutiert. Das Präsidium wollte dennoch keinen Schotterparkplatz und entschied sich für die teureren Pflaster. Aber am Gebäude selbst hat sich nichts groß geändert. Ursprünglich war geplant, dass alle Mitarbeiter von Verein und Leistungszentrum im ersten Stock arbeiten, wir wollten den zweiten Stock zunächst gar nicht ausbauen, aber der Verein ist während der Bauzeit immer weiter gewachsen. So war schon bald klar, dass das Leistungszentrum in den zweiten Stock zieht.

Welche Probleme gab es während der Bauphase zu lösen?

Burkert: In dieser Phase gab es unterschiedliche Problemchen. Bevor der erste Bagger am Riederwald anrollte, hatten wir schon Mehrkosten im Wert von 300.000 Euro auf der Uhr, weil wir im ehemaligen Sumpfgebiet Riederwald sind und der Boden zu weich war. Schotter, Beton und 300 Säulen mussten in den Boden gepresst werden. Dadurch wurde aber auch Boden verdrängt. Das Gebäude ist nivelliert und war dann einen halben Meter höher. Der Boden musste nun abgetragen und entsorgt werden. Das Gebäude schwimmt wie ein Schiff auf einer Betonplatte.

Als der alte Riederwald zuvor im Herbst 2008 abgerissen wurde, war da nicht auch ein wenig Wehmut dabei?

Hollander: Ich fand den alten Riederwald schön. Das Gebäude hatte seinen Charme gehabt. Man kam in die Eingangshalle und es roch immer gleich muffig. Der Empfang hatte einen roten Teppich, der je nachdem wie das Grundwasser stand, hell- oder dunkelrot war. Die Heynckes-Couch stand dort. Es war schön. Trotzdem hatte ich beim Abriss keinen Wehmut verspürt. Ich wusste ja, was Neues und Schönes entstehen würde.

Burkert: Wir haben nur gedacht, wie können wir den alten Riederwald möglichst billig entsorgen (lacht). Für mich war es auch eher ein aufregender Start in ein neues Projekt.

Wie sieht euer Fazit 10 Jahre nach dem Einzug aus? Hättet ihr etwas anders gebaut?

Burkert: Nach zehn Jahren können wir resümieren, dass wir gut gebaut haben. Es gibt relativ wenige Schäden von Verschleißteilen abgesehen und von technischen Anlagen die turnusmäßig ausgetauscht werden müssen. Es gibt keine gravierenden Baumängel.

Hollander: Sicherlich hätten wir im Nachhinein das ein oder andere vielleicht anders gemacht, aber insgesamt gesehen haben wir gut gebaut, wie Dieter schon sagte.

Ihr hattet mit dem Bauprojekt eine große Verantwortung, viel Geld war im Spiel. Gab es da nicht manches Mal Sorgen oder die Frage, ob das alles gut gehen wird?

Burkert: Was den reinen Bau betraf, haben wir das wunderbar hinbekommen. Aber die Finanzierung des Projektes stand des Öfteren auf der Kippe. Da hatte ich schon das ein oder andere Mal das Gefühl, dass wir uns auf ganz dünnem Eis bewegen. Wir haben schon mehrmals Hilfe von der Fußball AG gebraucht, um über den ein oder anderen Berg zukommen.

Das Dach der Wolfgang Steubing Halle könnte eine Last von 200 Autos aushalten.

Stefan Hollander

Somit folgte die große Erleichterung mit der offiziellen Eröffnung des Sportleistungszentrums am 3. Dezember 2010?

Burkert: Nein, so ein Projekt hat einen Nachlauf von rund fünf Jahren bis alles abgerechnet ist und die letzten Rechnungen bezahlt sind.

Hollander: Erst als die erste Mitgliederversammlung in der Wolfgang Steubing Halle am 6. Dezember 2010 über die Bühne gegangen ist, kam die Erleichterung. Da war ich dann schon stolz und froh, dass alles inklusive der Technik während der Veranstaltung so gut funktioniert hat. Apropos Halle: Dazu fällt mir noch eine Anekdote ein. Wir hatten eine Diskussion über die Durchbiegung des Hallendachs bei Schneelast. Wir mussten extra einen Laser einbauen, wenn sich das Dach zu weit durchbiegt. Es wurde ausgerechnet, dass wir 200 Autos draufstellen könnten bis wir dieses Gewicht erreichen. Als ob in Frankfurt jemals so viel Schnee fallen würde. (lacht)

Welches sind die größten Unterschiede gegenüber dem alten Riederwald?

Hollander: Im Sommer ist es jetzt schön angenehm kühl und im Winter angenehm warm. Am alten Riederwald war es im Sommer extrem heiß  – auch weil die Heizung im Sommer funktionierte und man sie nicht ausschalten konnte. Im Winter dagegen ging sie meistens nicht und es war sehr kalt.

Burkert: Und wir haben heute Platz. Das alte Gebäude war schon sehr verbaut. Wir haben jetzt eine Arbeitsatmosphäre, die Spaß macht. Außerdem haben wir einen Ort für Begegnungen. Früher waren die Abteilungen in der gesamten Stadt verteilt und jeder für sich, heute ist alles zentralisiert, wir sind nun wirklich eine Eintracht und leben dies auch.

Stefan Hollander, nun leiten Sie ein noch größeres Projekt: den Bau des ProfiCamps. Können Sie viele Erfahrungen mitnehmen?

Hollander: Die Abläufe bleiben zwar gleich und hierfür habe ich schon viele Erfahrungen mitnehmen können, sonst ist aber alles neu und ein Unterschied wie Tag und Nacht. Alleine, weil sich die Technik seit damals enorm weiterentwickelt hat.