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26.02.2020

Von Belgien nach Frankfurt und zurück – zur Not auch zu Fuß

Für Roger Rauw und seinen Sohn Lukas war das UEFA Europa League-Spiel am vergangenen Donnerstag nicht nur aufgrund des 4:1-Erfolgs etwas Besonderes. Auf dem Rückweg mussten sie wahrlich einen Kraftakt vollführen.

Für Roger Rauw und seinen Sohn Lukas war das UEFA Europa League-Spiel am vergangenen Donnerstag nicht nur aufgrund des 4:1-Erfolgs etwas Besonderes. Während die Profis schon am frühen Abend Vollgas gaben, mussten die beiden Belgier auf der Rückfahrt noch einen Kraftakt vollführen.Als um 14.27 Uhr bei Eintracht-Fan Roger Rauw aus Belgien der Anruf einging, dass sie über den Messenger-Service für Mitglieder zwei Tickets für das UEFA Europa League-Spiel gegen den FC Salzburg gewonnen hatten, war für Roger klar, was nun zu tun war – schließlich begann die Partie rund viereinhalb Stunden nach dem erfreulichen Anruf. Er versicherte uns, dass er, wenn er sofort losfahre, die Strecke von 278 Kilometern zwischen seiner belgischen Heimat in der Nähe von Eupen und dem Frankfurter Stadtwald zurücklegen könne. „Um 15:30 waren wir noch auf belgischen Straßen unterwegs und haben schon auf dem Navi gesehen, dass es bis zum Anstoß ziemlich knapp werden würde“, so der 55-Jährige, der durch die Weltmeisterschaft 1974 und einem gewissen Jürgen Grabowski mit dem Eintracht-Virus infiziert wurde.Entsprechend der ausverkauften Commerzbank-Arena fanden die beiden Belgier relativ am Ende der Isenburger Schneise einen Parkplatz, nahmen die Beine in die Hand und eilten zum Stadioneingang. Von draußen hörten sie schon die 46.998 anderen Zuschauer im Inneren des Stadions „Im Herzen von Europa“ singen, die Aufstellung der beiden Mannschaften und mit „Schwarz-Weiß wie Schnee“ das Programm beenden. Fünf Minuten nach Anpfiff erreichten Roger und Lukas ihre Plätze auf der Haupttribüne und blickten auf das schwarz-weiße Streifenschalmeer. „Schon rein für die Atmosphäre einer Europapokalnacht lohnte sich die weite Reise für uns“, erzählt uns Roger im Nachhinein. Dass Vater und Sohn sich um 20:47 Uhr nach dem Abpfiff beim Stande von 4:1 in den Armen liegen durften, war das Sahnehäubchen auf der spontanen Reise in die Mainmetropole.Dass der Tag dann noch eine saure anstatt einer süßen Kirsche parat hielt, störte die beiden jedoch nicht. Während die meisten Eintracht-Fans schon mit Bus und Bahn zuhause oder auf einen Siegesschoppen in Altsachsenhausen angekommen waren, machte das Auto Roger und Lukas einen Strich durch die Rechnung. Euphorisiert vom 4:1-Erfolg der Adlerträger vergaß das Vater-Sohn-Gespann auf dem Rückweg das Tanken: „Wir waren noch so emotional geladen von der Partie, dass wir die Tanknadel gar nicht auf dem Schirm hatten und fröhlich schwelgend in Richtung Heimat gefahren sind.“ Doch als das Auto gegen 1 Uhr nachts auf dem Seitenstreifen stehen blieb, machten es die beiden den Profis gleich und rissen in dieser Nacht eine starke Laufleistung ab: „Wir hatten Glück, dass die nächste Tankstelle gut einen Kilometer entfernt war, da konnten wir dann einfach schieben.“ Gesagt getan: Roger und Lukas stiegen aus, packten an und brachten das Auto sicher zu Fuß zur Tankstelle, an der sie für den restlichen Heimweg auffüllen konnten. Gegen 2.00 Uhr nachts erreichten Vater und Sohn endlich die belgische Heimat. Völlig erschöpft und zufrieden fielen sie ins Bett und brauchten am nächsten Tag noch ein bisschen, um zu realisieren was sie am Donnerstag erlebt haben. 24 Stunden vorher am Frühstückstisch hätten beide nicht damit gerechnet, insgesamt 600 Kilometer zu fahren, einen 4:1-Sieg und eine unglaubliche Europapokalnacht zu erleben und am Ende von der Leistung der Eintracht beflügelt das leergefahrene Auto zur Tankstelle zu schieben. Von diesem Donnerstag, den 20. Februar 2020, werden Roger und Lukas auch in vielen Jahren noch immer wieder gerne erzählen und sich daran erinnern, wie ein kleiner Anruf zu einem großen Abenteuer wurde.