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05.07.2020
Soziales

Verborgene Schönheit

Axel Hellmann verschafft sich im Hufelandhaus einen Eindruck über den herausfordernden Alltag in einem Altenhilfezentrum.

Einige Bewohner und Mitarbeiter des Hufelandhauses in Seckbach haben sich in der Aula eingefunden und mit dem nötigen Abstand im Raum verteilt. Vor der kleinen Bühne hängt eine Fahne des Eintracht-Fanclubs EFC Hufelandhaus, am Flügel spielt Herr Schnabel zur Begrüßung ein Fußballlied. Axel Hellmann nimmt Platz und ist sichtlich ergriffen. „Das ist ein bewegender Empfang, ganz groß. Wir hatten in den vergangenen Monaten wenige Möglichkeiten, uns zu bewegen und haben auf viel verzichtet. Es ist umso schöner, Sie hier zu sehen. Danke, dass ich hier sein darf“, begrüßt das Vorstandsmitglied der Eintracht die rund zwei Dutzend Anwesenden, die teilweise mit Schal oder T-Shirt in Eintracht-Farben gekleidet sind. Axel Hellmann ist in das Altenhilfezentrum Hufelandhaus im Nordosten Frankfurts gekommen – mit dem großen Interesse, ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Bewohner und Mitarbeiter zu haben.

Im Rahmen der „AUF JETZT!“-Kampagne unterstützt Eintracht Frankfurt insbesondere fünf Institutionen, zu denen auch die Diakonie Hessen gehört. In deren Verband ist das Hufelandhaus angesiedelt, das ein breites Spektrum von Dienstleistungen bietet für Menschen im Alter, für Menschen mit körperlichen Behinderungen, aber auch für Menschen, die ihr Leben ohne Einschränkungen gestalten können. „Wir sind ein offenes Haus und identifizieren uns mit den Menschen, die in Seckbach und den östlichen Stadtteilen Frankfurts leben“, heißt es auf der Internetseite. Markus Förner ist Leiter der Einrichtung und moderiert den Besuch der Eintracht-Delegation.

Ausmisten, Skype, Bundesliga

Wie haben sich die vergangenen Monate angefühlt? Wie haben Sie Kontakt zu den Familien gehalten? Haben Sie auch mal zusammengesessen und sich untereinander so gut es ging ausgetauscht? Axel Hellmann fragt viel – und erhält interessante Antworten. Weil ein Teil des Hauses für mögliche COVID-19-Patienten geräumt wurde, mussten einige Anwohner umziehen. „Schweren Herzens, aber es hatte auch etwas Gutes: Ich habe endlich mal ausgemistet“, berichtet eine Anwohnerin unter dem Gelächter der Anwesenden. „Ich habe das Skypen für mich entdeckt“, ruft eine Seniorin, und freilich spielt auch die Bundesliga eine Rolle. „Der Fußball bringt Struktur in den Alltag“, berichtet eine Frau, während sich Werner Becker ein Autogramm von Axel Hellmann auf einem Eintracht-Ball wünscht. Kürzlich war Präsident Peter Fischer im Hufelandhaus zu Besuch und gratulierte Becker zum 90. Geburtstag, seit 74 Jahren ist er Eintracht-Mitglied. „Mein Sohn oder die Enkel müssen mich zu jedem Spiel in die Arena bringen“, erzählt er stolz.

Einen Fahrdienst zu Eintracht-Spielen bietet auch der EFC Hufelandhaus an. Seit 15 Jahren gibt es den eingetragenen Fanclub, der rund 50 Mitglieder hat. Acht Dauerkarten im Rollstuhlfahrerbereich besitzt der EFC, der inklusive jeweils einer Begleitperson also mit bis zu 16 Personen die Heimspiele der Eintracht besucht. Ralf Ottenheim ist Leiter des Sozialdienstes im Hufelandhaus und engagiert sich seit der ersten Stunde des EFCs für diesen. „Jeder Anwohner hat die Möglichkeit, sich für eine Karte zu melden. Mit zwei Bussen geht’s dann immer in den Stadtwald“, erzählt er. Im Kollegenkreis sind auch schon Auswärtsspiele besucht worden, ein Highlight sei hier sicherlich die Schifffahrt nach Mainz gewesen.

Viele gute Gründe

Von der Aula geht’s nun in die Bembelstube. Am Eingang weist ein Schaukasten mit Zeitungsartikeln und Autogrammkarten darauf hin, dass hier das Eintracht-Reich des Hufelandhauses beginnt. Schals, Fahnen und Wimpel zieren die Wände. In einer Vitrine finden sich Handschuhe von Oka Nikolov und ein leeres Fünf-Liter-Fass Adlerschoppen, an der Wand hängt ein großer Fernseher. „Hier ist es bei Eintracht-Spielen außerhalb von Coronazeiten rappelvoll“, sagt Ottenheim. „Einige Bewohner sind hier zu Fans geworden. Die Geselligkeit und die Gemeinschaft tragen hier dazu bei, dass sich unsere Gäste in dem kleinen Raum wohlfühlen.“

In der Bembelstube fühlt sich auch Axel Hellmann wohl. „Hier hat man einen warmen Eindruck. Die Emotionalität ist der größte und wichtigste Punkt. Diese Eintracht-Kultur so zu leben, verdient ein großes Kompliment. Das hätte ich mir für meine Eltern auch gewünscht, die beide in Pflegeheimen ihren Lebensabend verbracht haben.“ Hier alt zu werden, könnte sich Axel Hellmann auch vorstellen. Zwei weitere Punkte sprächen mit einem Augenzwinkern dafür. Auf der angrenzenden Terrasse ist das Eintracht-Logo vom Leistungszentrum am Riederwald zu erkennen, ein paar Meter weiter befindet sich ein kleiner Kunstrasenplatz mit Bande. Insgesamt ist der Außenbereich sehr grün angelegt; die Autobahn 661, die erst nach dem Bau des Hufelandhauses entstand und vor Errichtung der Lärmschutzvorkehrungen die Existenz des Hauses gefährdete, ist kaum bis gar nicht – je nach Wind und Standpunkt – zu hören.

Wir müssen diese Themen weiter ins Scheinwerferlicht rücken, denn Ihr leistet Unglaubliches für die Gesellschaft!

Axel Hellmann, Vorstandsmitglied Eintracht Frankfurt

Geben und nehmen

Auch wenn die Atmosphäre in der Bembelstube zum Fachsimpeln über die Eintracht einlädt, hört sich Axel Hellmann hier ganz im Sinne der „AUF JETZT!“-Kampagne, aber auch aus großem persönlichem Interesse, die Schwierigkeiten der Hufelandhaus-Leitung und deren Mitarbeiter an. Leiter Markus Förner, ausgebildeter Krankenpfleger, berichtet: „Es ist schon im Normalbetrieb nicht einfach, da der Personalschlüssel immer enger gefasst ist und Pflegeberufe eine viel zu geringe gesellschaftliche Akzeptanz genießen. Völlig zu unrecht übrigens, denn das sind hochqualifizierte Mitarbeiter, die nicht nur geben, sondern auch jede Menge nehmen können. Der enge Kontakt mit den Menschen, der Mehrwert, den dieser Beruf mit sich bringt, die Möglichkeit, Gutes für die Gesellschaft zu tun – alles Aspekte, die zu einem sehr positiven Berufsbild führen.“ Positiv für das Hufelandhaus insgesamt sei, dass „wir zum Glück noch keinen COVID-19-Fall im Haus hatten. Wir sind bisher sehr gut durchgekommen, auch wenn das Arbeiten durch die verschärften Hygienemaßnahmen und das kompliziertere Besuchermanagement nicht einfacher geworden ist“, erzählt Förner.

Axel Hellmann verspricht, zu helfen, wo es nur möglich ist, „auch nach der Coronakrise.“ Nach fast zweieinhalb Stunden im Hufelandhaus ruft der nächste Termin. „Ich könnte noch stundenlang mit euch plaudern“, sagt er und bekräftigt: „Wir müssen diese Themen weiter ins Scheinwerferlicht rücken, denn Ihr leistet Unglaubliches für die Gesellschaft!“ Und ganz nebenbei für die Delegation von Eintracht Frankfurt, denn der informative und emotionale Besuch wird Axel Hellmann gewiss in Erinnerung bleiben.