Freitagnachmittag, 17.30 Uhr: Am Wirtschaftshof des ProfiCamp im Deutsche Bank Park fährt ein weißer Kleintransporter ein – begleitet von Personen in kurzen Arbeitshosen und teils schwarz-weißen Eintracht-Klamotten. Zu diesem Zeitpunkt lässt es sich nicht erahnen, doch aus dem noch tristen, mit einer weißen Plane eingehüllten Anhänger des Transporters wird im Laufe des Abends ein bunter, mit Banner und Fähnchen ausgestatteter Umzugswagen. Er soll am Folgetag mit dem EFC Regenbogenadler, dem ersten schwulesbischen Fanclub von Eintracht Frankfurt, beim Christopher Street Day (CSD) durch die Frankfurter Innenstadt ziehen. Das Event für Toleranz und Vielfalt hat bereits am Donnerstag, 13. Juli, begonnen und endet am Sonntag, 16. Juli.
„Als Teil der Community, aber auch als Teil der Eintracht-Familie freuen wir uns enorm, daran teilnehmen zu dürfen“, erklärt EFC-Vorstand Stefan Spengler. „Der CSD setzt ein wichtiges Zeichen, weil wir in einer Zeit leben, in der gewisse politische Strömungen wieder Oberhand erlangen – Strömungen, die mit der Art, wie wir sind, Probleme haben“. Der Fanclub möchte „Flagge zeigen“ und hat dabei auch die Unterstützung anderer EFCs, wie Spengler betont: „Hierfür stehen wir, hierfür steht Eintracht Frankfurt.“
Wir können stolz darauf sein, dass der EFC Regenbogenadler beim diesjährigen CSD in Frankfurt ein Zeichen in unseren Farben setzt.
Philipp Reschke, Vorstandsmitglied Eintracht Frankfurt
Eine Aussage, die Eintracht-Vorstandsmitglied Philipp Reschke unterstreicht: „In Zeiten, in denen sexuelle Minderheiten wieder vermehrt Opfer von Anfeindungen und Gewalt werden und deren Rechte durch die Regierungen einiger Nachbarn in Europa sogar gesetzlich eingeschränkt werden, sind wir einmal mehr gefordert, Menschen unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Glaube oder sexueller Orientierung eine emotionale Heimat zu bieten. Wir können stolz darauf sein, dass der EFC Regenbogenadler beim diesjährigen CSD in Frankfurt ein Zeichen in unseren Farben setzt. Dieses Engagement für Gleichberechtigung und Akzeptanz verdient unser aller Unterstützung.“
Zehnjähriges Bestehen
In diesem Jahr feiert der EFC Regenbogenadler sein zehnjähriges Bestehen. „Wir haben uns 2013 gegründet und sind zunächst einmal Eintracht-Fans wie viele andere auch. Wir sind aber auch ein schwulesbischer Fanclub, Themen wie LGBTIQ+ sind uns wichtig“, schildert Spengler, der auch betont, dass „wir noch nie Probleme in der Kurve oder innerhalb der Eintracht-Familie hatten“. Nicht zuletzt möchten die Regenbogenadler „ein Zeichen für Toleranz im Sport“ sowie „gegen Ausgrenzung“ setzen, wie es auch aus der offiziellen Homepage des EFC hervorgeht. „Wir haben damals gesehen, dass es Klubs von der ersten bis zur dritten Liga gab, die schon einen solchen Fanclub hatten. Wir dachten uns: Es wäre schön, wenn es auch einen so weltoffenen und toleranten bei der Eintracht gäbe“, erläutert Spengler die Hintergründe.
EFC Regenbogenadler
- Erster schwulesbischer Fanclub von Eintracht Frankfurt
- Gegründet: Juli 2013.
- Mitglieder: 60.
- Langfristiges Ziel: Zeichen für Toleranz im Stadion und darüber hinaus.
Seither sind die Regenbogenadler, mit Ausnahme der Coronapandemie, regelmäßig auf dem CSD anzutreffen. Doch der Aufwand, den Wagen zu organisieren und zu schmücken, sei groß, wie der Vorstand ausführt: „Wir freuen uns deshalb, dass wir in diesem Jahr das Gelände von Eintracht Frankfurt nutzen können, um den Wagen fertig zu machen. Normalerweise haben wir ihn immer Samstagvormittag geschmückt, der Aufwand war somit viel größer. So aber können wir gemütlich an die Sache herangehen, den Wagen über Nacht am ProfiCamp stehen lassen und am Samstag zum CSD in die Innenstadt fahren.“