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12.03.2021
Verein

„Mit Nachdruck und ohne Kompromisse“

In regelmäßigen Schulungen werden Trainerinnen und Trainer aller sporttreibenden Abteilungen von Eintracht Frankfurt für das Thema Kindeswohl sensibilisiert.

Schockierende Vorfälle rücken Kindeswohlgefährdung seit Jahren immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit und ziehen auch Sportvereine in die Verantwortung. „Sportvereine können, wie viele Orte in der Gesellschaft, ein Ort für Täter sein, aber eben auch ein Ort, an dem Opfer einen Ansprechpartner und ein offenes Ohr finden“, so Anton Schumacher, pädagogischer Leiter des Leistungszentrums. Für Eintracht Frankfurt als größter Sportverein in Hessen sei es deshalb ein besonderes Anliegen, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Vor einem Jahr wurde das Kindeswohl durch die Bestätigung der Mitgliederversammlung in die Satzung von Eintracht Frankfurt aufgenommen. Zu den konkreten Maßnahmen zur Förderung des Kinderschutzes zählt aber insbesondere auch die Aufklärung und Sensibilisierung innerhalb des Vereins.

Austausch zwischen den Abteilungen wichtig

Als Ansprechpartner zum Thema Kindeswohl haben Anton Schumacher und Gudrun Backhaus; Leiterin CSR – gesellschaftliche Verantwortung, deshalb am vergangenen Montag zu einer Online-Schulung für Trainerinnen und Trainer aus allen sporttreibenden Abteilungen von Eintracht Frankfurt und der Eintracht Frankfurt Fußballschule eingeladen. „Wir reden hier einerseits von Selbstverständlichkeiten, andererseits darf man das Thema Kindeswohl nicht als selbstverständlich abtun. Kindeswohl muss mit Nachdruck und ohne Kompromisse eingefordert und umgesetzt werden“, machte Schumacher dabei gleich zu Beginn deutlich. Den Trainerinnen und Trainern komme dabei eine besondere Rolle als Verantwortungsträger zu, in welcher sie ihr eigenes Handeln immer wieder hinterfragen müssten. In der zweistündigen Schulung stand allerdings auch der Austausch unter den Mitarbeitenden unterschiedlicher Sportarten im Vordergrund, um Herausforderungen zu benennen und gemeinsame Erfahrungen zu teilen.

„Jeder, der bei Eintracht Frankfurt arbeitet, darf sich nicht nur verpflichtet fühlen, sondern muss dieser Pflicht auch nachkommen.“

Anton Schumacher

Diskutiert wurden hierbei neben rechtlichen Grundlagen auch konkrete Beispiele aus dem Trainingsalltag, um dafür zu sensibilisieren, dass Kindeswohlgefährdung schon deutlich früher beginnt, als häufig angenommen wird. So seien das Dulden von Mobbing, das Vernachlässigen der Aufsichtspflicht, indem beispielsweise unabgesprochen ein Kind nach dem Training von einem Mitspieler im Auto mitgenommen werde, aber auch die Überforderung von Kindern durch zu hohe Ansprüche, Beispiele für Vernachlässigungen und Misshandlungen. Sexualisierte Gewalt beginne mit Grenzüberschreitungen, wie einem unbedachten Spruch oder einer Berührung, durch die sich ein Kind unwohl fühle. „Als Trainer gilt es hier hellwach zu sein und die Reaktionen der Kinder und Jugendlichen genau zu beobachten“, erklärte Schumacher. „Es kann sein, dass es für 20 Kinder vollkommen okay ist, sich vor dem Spiel mit den Trainern abzuklatschen und zu umarmen, aber sich trotzdem ein Kind unwohl fühlt und leicht zurückzieht.“ Auf solche kleinen Zeichen gelte es zu achten, um das eigene Handeln zu reflektieren und entsprechend in Zukunft Rücksicht zu nehmen.

„Nicht nur verpflichtet fühlen, der Pflicht auch nachkommen“

Auch die transparente und klare Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten sei enorm wichtig und eine der zentralen Verhaltensregeln bei der Eintracht – zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, aber auch den Mitarbeitern vor falschem Verdacht. „Es gibt dabei aber nicht nur Schwarz und Weiß“, ergänzt Backhaus, „deshalb ist zusätzlich zu den Regelungen Fingerspitzengefühl gefragt.“ Da das nicht immer einfach sei, gebe es für die Trainer klare Ansprechpersonen innerhalb des Vereins, aber auch externe Experten, die sie im Bereich Kindeswohl unterstützten. In der Verantwortung, bewusst und reflektiert zu handeln, sowie Augen und Ohren in alle Richtungen offenzuhalten, stehe aber trotzdem jeder Einzelne, so Schumacher: „Jeder, der bei Eintracht Frankfurt arbeitet, darf sich nicht nur verpflichtet fühlen, sondern muss dieser Pflicht auch nachkommen.“