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05.06.2025
Verein

Brücken schlagen, Ehrenamt stärken

Im Interview gibt Vizepräsident Benjamin von Loefen Einblick in seine ehrenamtliche Arbeit für den Verein, seine Geschäftsfelder sowie vergangene und kommende Herausforderungen.

Gude Benjamin, Du bist jetzt seit gut eineinhalb Jahren als ehrenamtlicher Vizepräsident von Eintracht Frankfurt e.V. tätig. Wie war das erste Jahr für Dich?
Meine ersten anderthalb Jahre als ehrenamtlicher Vizepräsident waren von Beginn an eine spannende und lehrreiche Reise. Gerade am Anfang war es ein besonderes Gefühl, Teil des neuen Präsidiums zu sein, das nach 24 Jahren alte Strukturen ablöste. Es war aufregend, in diesem dynamischen Umfeld frische Ideen einbringen zu können und gemeinsam mit engagierten Kolleginnen und Kollegen neue Wege zu beschreiten. In dieser Anfangsphase stand für mich vor allem der intensive Austausch und das Kennenlernen moderner Führungs- und Arbeitsstrukturen im Vordergrund. Vor allem habe ich erlebt, wie viele engagierte Menschen unseren Verein täglich leben und am Leben halten. Diese persönliche Identifikation jedes und jeder Einzelnen mit Eintracht Frankfurt ist schön zu sehen. Und dieses Gefühl motiviert auch mich bis heute täglich. Rückblickend war das erste Jahr geprägt von einer gelungenen Mischung aus Neuanfang, Innovationsgeist und der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Strukturen. Die Erfahrungen, der gegenseitige Respekt und das demokratische Miteinander im Präsidium haben mir gezeigt, dass wir mit frischem Wind eine nachhaltige Basis für die Zukunft des Vereins geschaffen haben. Dieses Fundament möchte ich gemeinsam mit dem Team weiter stärken und ausbauen.

Was waren in den vergangenen Monaten die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung war sicherlich der krankheitsbedingte Ausfall unseres Präsidenten zu Beginn der Jahres – erst Recht vor dem Hintergrund der seinerzeit anstehenden Mitgliederversammlung und einer Tagesordnung mit zahlreichen wegweisenden Entscheidungen. Rückblickend kann man sagen, dass wir durch diese besondere Situation im Präsidium noch enger zusammengewachsen sind. Zwischen uns passt kein Blatt, die Zusammenarbeit ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen. Und genau in diesem Geiste sind wir dann auch die Mitgliederversammlung angegangen.

Aber natürlich war es für mich persönlich zu Beginn auch erstmal herausfordernd, sich in einer solch öffentlichen Position zurechtzufinden und zunächst einmal zu lernen, wie der Kosmos Eintracht Frankfurt im Inneren funktioniert.

Gibt es Punkte oder Themenfelder, die aus der Innensicht für Dich womöglich ganz anders sind, als Du sie von außen vorher wahrgenommen hast?
Ich hatte ja bereits über viele Jahre hinweg ehrenamtliche Einblicke in die Vereinsstrukturen und kenne die Leidenschaft und die zahlreichen Fliehkräfte, die unseren Verein prägen. Dennoch eröffnet mir der exklusive Blick in die Strukturen am Riederwald völlig neue Perspektiven. Aus der Außensicht wirkte alles oft eher traditionell und von vielen Emotionen geprägt – mit dem Innenblick erlebe ich, wie viel strategische Planung, moderne Ansätze und auch wirtschaftliche Überlegungen hinter der Führung des größten Mehrspartensportvereins der Welt mit angeschlossenem Profifußball stecken und bei unserer Größe auch stecken müssen.

Besonders faszinierend ist für mich auch das Verhältnis zwischen uns als eingetragenem Verein und unserer wichtigsten Tochtergesellschaft, der Fußball AG. Natürlich ist „mehr Insiderwissen“ manchmal auch ein zweischneidiges Schwert – als Fan kann man sich fragen, ob man diesen intensiven Einblick immer haben möchte, da man die Dinge dadurch ein Stück weit nüchterner betrachtet (lacht) – aber ich bin überzeugt, dass ein tiefes Verständnis für diese Prozesse entscheidend ist, um den Verein in seiner Gesamtheit zu unterstützen und weiterzuentwickeln.

Kommen wir zu Deinen Geschäftsfeldern, für die Du im Präsidium zuständig bist: Eines ist das Thema „Stärkung des Ehrenamts“. Was bedeutet das konkret?
Für mich bedeutet die Stärkung des Ehrenamts einerseits, alle Menschen, die ehrenamtlich rund um unseren Verein wirken, systematisch zu fördern und zu würdigen. Andererseits möchte ich einen Schwerpunkt auf die potenziellen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern von morgen legen, nämlich auf zehntausende Mitglieder, die sich aktuell noch nicht ehrenamtlich engagieren. Für diese Menschen möchten wir perspektivisch niedrigschwellige Angebote schaffen, unseren Verein im Ehrenamt zu unterstützen. Vom Kuchenverkauf über das Kartenabreißen, Betreuer:innen, Trainer:innen bis hin zu Fotograf:innen für einzelne Sportarten: wir können wirklich allen Bereichen ehrenamtliche Unterstützung gebrauchen.

Ich bin davon überzeugt, dass das Gelingen dieses Projektes entscheidend für die weitere Entwicklung des Vereinssports ist. Wir können noch so viele Sporthallen bauen. Ohne Trainer und Trainerinnen können wir Kindern keine zusätzlichen sportlichen Möglichkeiten anbieten. Als Vater von zwei jungen Kindern weiß ich, wie wichtig der Sport auch für die persönliche Entwicklung ist.

Du bist selbst neben Deinem Vollzeitjob und als Vater von zwei jungen Kindern ehrenamtlich für die Eintracht aktiv. Was motiviert Dich persönlich und wie bekommst Du das alles unter einen Hut?
Meine Liebe und Leidenschaft für Eintracht Frankfurt ist mein stetiger Antrieb. Mehr als 20 Jahre bringe ich mich nun ehrenamtlich im Kosmos von Eintracht Frankfurt ein. Durch meinen Eintritt ins Präsidium sehe ich heute viele Dinge neu und habe ein tieferes Verständnis für viele Zusammenhänge. Insbesondere der große Zusammenhalt in unserem Verein, das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamt und das produktive Miteinander im Präsidium motivieren mich jeden Tag aufs Neue. 

Für mich ist das Ehrenamt eine Herzensangelegenheit. Es gibt mir die Möglichkeit, meine Leidenschaft für Eintracht Frankfurt mit einem sinnvollen Beitrag zur Gemeinschaft zu verbinden. Besonders motivierend ist es, zu sehen, wie unsere Arbeit direkte Auswirkungen auf die Mitglieder und die Vereinsentwicklung hat. Es ist ein Geben und Nehmen – ich investiere Zeit und Energie, aber ich bekomme auch unglaublich viel zurück: Wertschätzung, Gemeinschaft und das Gefühl, etwas zu bewegen.

Warum ist Ehrenamt auch in einem solch großen Verein wie Eintracht Frankfurt, wo es ja auch viel hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, wichtig?
Ein Verein lebt in erster Linie von den Menschen, die ihn gestalten. Auch wenn Eintracht Frankfurt viele hauptamtliche Mitarbeitende hat, sind es insbesondere die Ehrenamtlichen, die den Verein mit Leben füllen. Das Ehrenamt bildet das emotionale Fundament unseres Vereins. Unsere hauptamtlichen Mitarbeitenden sind das notwendige Fundament unserer Organisation, während das ehrenamtliche Engagement die besondere Identifikation und den sozialen Zusammenhalt – und damit die emotionale Basis – schaffen, die unseren Verein so besonders und lebendig machen. Die vielen Teile des großen Ganzen sind Eintracht Frankfurt.

Ohne diesen unermüdlichen persönlichen Einsatz wäre das Angebot an Training, Veranstaltungen und täglichen Abläufen nicht möglich, was unsere Vereinskultur und den Gemeinschaftssinn maßgeblich stärkt. Die Bedeutung unserer Ehrenamtler:innen im Sport und für unsere schöne Stadt Frankfurt kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.

Ein weiteres Geschäftsfeld von Dir ist ‚Infrastruktur Sportstätten‘. Was heißt das genau?
Das umfasst alles rund um die Planung, Modernisierung und den Betrieb unserer Sportanlagen. Wir sorgen dafür, dass unsere Mitglieder optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen vorfinden. Denn eine moderne Infrastruktur ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Vereins und die Attraktivität für Sportlerinnen und Sportler.

Wie sieht hier das Zusammenspiel zwischen Dir und Präsident Mathias Beck, der für die ‚Immobilienentwicklung‘ zuständig ist, aus?
Wir arbeiten eng zusammen, um die langfristige Entwicklung unserer Sportstätten mit der strategischen Immobilienplanung zu verbinden. Mathias hat eine enorme Expertise im Bereich Immobilienentwicklung. Ich war und bin durch meine berufliche Tätigkeit in den letzten Jahren an der professionellen Entwicklung neuer, sehr großer Sportanlagen beteiligt – vom Schwimmbad bis zum Padel-Platz. Und zwar sowohl in der Entwicklung als auch in der dauerhaften Betreuung im operativen Bereich.

Du bist im Job auch in der Sport- bzw. Fitnessbranche tätig. Kannst Du hier von Deinem Know-how und Wissen profitieren?
Definitiv. Meine beruflichen Erfahrungen in der Sport- und Fitnessbranche ermöglichen es mir, aktuelle Trends und teilweise neue Ansätze einzubringen. Meine Expertise aus einem kommerziell getriebenen Umfeld hilft mir, Prozesse zu optimieren, und moderne Technologien zu implementieren.

Du bist auch innerhalb des Präsidiums für die Kommunikation mit der aktiven Fanszene zuständig. Ein Geschäftsbereich, der unter Mathias Beck neu eingeführt wurde. Was heißt das eigentlich?
Im neuen Präsidium wurde dieser Geschäftsbereich bewusst neu eingeführt, um die einzigartige Verbindung zwischen Verein und Fans bei Eintracht Frankfurt weiter zu stärken und den regelmäßigen Austausch auch im Präsidium zu verankern. 

Wir als Fans von Eintracht Frankfurt sind seit Generationen einzigartig. Wer schon einmal im Waldstadion war, kennt die besondere Atmosphäre, die dort geschaffen wird. Er sieht, wie viele Generationen durch dick und dünn mit unserem Verein gehen. Welcher Gemeinschaftsgeist dort herrscht. Das ist doch das, was unseren Verein zu etwas Besonderem macht und ihn z.B. von einem Kosmos, wie man ihn in klassischen Unternehmen vorfindet, unterscheidet. Die Menschen leben die Eintracht teilweise 24/7, sie engagieren sich auch abseits der Spiele und in sozialen Projekten. Unsere Erfolge in den vergangenen Jahren waren auch nur möglich, weil wir ein funktionierendes Miteinander hatten und von Verein, AG, den organisierten Fans und auch den vielen Menschen in Stadt und Umland an einem Strang gezogen wurde, wenn es darauf ankam.

Diese Leidenschaft, das soziale Miteinander und der Einfallsreichtum tragen maßgeblich zur Identität und dem Erfolg unserer Eintracht bei. Es ist daher nur folgerichtig, dass wir das auch im Verein verankern, um damit diesen speziellen Spirit auch für die Zukunft zu festigen. Gerade in einer Zeit des sportlichen Erfolges.

Für mich persönlich bedeutet dies, eine Brücke zwischen dem Präsidium und unserer leidenschaftlichen Fanszene zu schlagen. Konkret heißt das, dass wir nicht nur Informationen austauschen und Entscheidungen transparent erklären, sondern aktiv den Dialog fördern. Letztlich unterstreichen wir damit, dass Fans nicht als Außenstehende betrachtet werden, sondern als wichtiger Bestandteil unseres Vereinslebens – und langfristig auch bei der Gewinnung neuer Ehrenamtlichen.

Was beschäftigt die aktive Fanszene und wie kannst du hier in Deiner Funktion als Vizepräsident als Bindeglied fungieren?
Die aktive Fanszene hat vielfältige Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Fans möchten wissen, wie Entscheidungen im Verein und im Besonderen in Bezug auf den Profifußball getroffen werden. Aber sie interessieren sich auch sehr für die Erfolge des gesamten Vereins. Gerade in den letzten Jahren entstand eine Gruppe an aktiven Fans, die gezielt immer wieder Wettbewerbe anderer Sportabteilungen besucht - von Volleyball über Fechten bis hin zu Curling.

Selbstverständlich wünschen sich unsere Fans und Mitglieder, dass bei Entscheidungen, die den Profifußball betreffen, ihre Stimme auch auf Entscheiderebene gehört wird. Dabei steht die Bewahrung der Identität im Vordergrund. Gerade in Zeiten, in denen sich bestimmte Medien hervortun und mit dem Erfolg auch neue Akteure auftreten oder sich gewohnte Dinge verändern, ist es den Fans wichtig, dass unsere traditionelle Kultur und ihre Werte erhalten bleiben. Eintracht Frankfurt als solches soll auch noch weitere 126 Jahre – und noch länger - erfolgreich bestehen bleiben. Sportliche und wirtschaftliche Ambitionen sind wichtig, denn wir haben die einmalige Chance, eine entscheidende Grundlage für das weitere Wachstum der gesamten Eintracht – e.V. und AG – zu legen. Dabei ist der Fanszene die Bewahrung bestimmter Grundsätze – wie etwa der Einfluss des e.V. und seiner Mitglieder auf den Profifußball – ein wichtiges Anliegen.

In meiner Funktion als Vizepräsident sehe ich es als meine Aufgabe, als Bindeglied zu agieren und den direkten Dialog weiter zu stärken – auch und insbesondere, wenn medial Druck aufkommt. Eintracht Frankfurt weckt schon immer ein großes öffentliches Interesse. Umso wichtiger ist es, manche Themen intern und ehrlich miteinander zu besprechen und nicht über die Medien. Nur so schaffen wir Vertrauen und ermöglichen ein konstruktives Miteinander. Das ist wichtig für den oben angesprochenen Zusammenhalt und es sorgt auch dafür, dass die Fans sich als wesentlicher Teil der Zukunft unseres Vereins fühlen.