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01.08.2020
Verein

Herzlichen Glückwunsch, Herr Präsident!

20 Jahre voller Visionen, grandiosen Erfolgen, aber auch Tiefschlägen. Wir blicken in zwei Teilen zurück auf die Amtszeit von Peter Fischer. Heute: Die Anfangsjahre bis 2010.

Zum Vergleich: Seit der Fusion zwischen dem Frankfurter Fußballverein und der Turngemeinde zur Eintracht, die vor genau einhundert Jahren stattfand, hatte die Eintracht 23 Präsidenten. 22 Vorsitzende absolvierten 80 Jahre, das ist eine durchschnittliche Verweildauer von 3,6 Jahren. Wohl kaum ein Eintrachtler dachte im Sommer 2000, dass der Verein ausgerechnet mit dem „bunten Vogel“ Peter Fischer eine personelle Konstanz an den Tag legen werde, um die die Eintracht heute von vielen anderen Vereinen beneidet wird.

Im Sommer 2000 war bei der Eintracht viel im Umbruch. Nach heftigen Diskussionen war im Juli die Fußball AG gegründet worden, der professionelle Fußball wurde aus dem Verein ausgegliedert und fortan in einer Kapitalgesellschaft organisiert. Das schmerzte viele Vereinsmitglieder und auch die Fans, die die Entwertung des Traditionsvereins fürchteten und die Kommerzialisierung im Fußball vorangetrieben sahen. Der internationale Sportvermarkter Octagon übernahm 49,9 Prozent der Aktienanteile der Fußball AG und präsentierte sich selbstbewusst: innerhalb von fünf Jahren wollte man die Eintracht zu einer europäischen Spitzenadresse machen. Kurz: Das ging schief.

Träume und Visionen eines Präsidenten

Auch Peter Fischer formulierte Ziele. Der frisch gekürte Präsident, seit Kindheit Eintracht-Fan und in der Jugend selbst im Basketball aktiv, erkannte vor allem im Mitgliederwachstum ein Potential für den Verein. Zu seinem Amtsantritt hatte die Eintracht gerade einmal 4.900 Mitglieder. Fischer unterstützte die Bemühungen von Anhängern, eine Fanabteilung zu gründen und baute mit Engelsgeduld in den etablierten Sportabteilungen Berührungsängste ab. Am 11. Dezember 2000 wurde sodann in der legendären Licher-Lounge hinter der Haupttribüne des Waldstadions die Fan- und Förderabteilung als 13. Abteilung des Vereins gegründet. Peter Fischer träumte von 10.000 Vereinsmitgliedern, das war damals eine schier unglaubliche Zahl. Und er forderte vehement die Neugestaltung des Riederwalds. Das alte Vereinsstadion der Eintracht hatte seine besten Zeiten längst hinter sich, die Mitarbeiter arbeiteten im Tribünengebäude unter untragbaren Bedingungen. Ob dieser großen Ziele schmunzelte mancher Wegbegleiter. Schließlich hatte die Eintracht die Fünftausendermarke bei den Mitgliedern seit Jahrzehnten gepflegt – und vom neuen Riederwald hatten auch schon Generationen von Eintrachtlern geträumt.

Von Anfang an ein Präsident zum Anfassen und mit Nähe zu den Fans.

Die aktuelle Entwicklung der Fußballer spielte Peter Fischer nicht gerade in die Karten. Im Mai 2001 stieg die Eintracht zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte aus der 1. Fußball-Bundesliga ab. Das viele Geld, das Octagon in die Ehe eingebracht hatte, war schnell verbraucht, der geplante Marsch in die europäische Spitze war auf Anhieb gescheitert. 2002 verweigerte die DFL der Eintracht die Lizenz für die Zweite Liga, die erst vor dem Schiedsgericht des DFB erkämpft wurde. Octagon verabschiedete sich aus Frankfurt, die Eintracht startete mit kleinem Budget in die Saison – und schaffte 2003 sensationell den Aufstieg. Doch ein Jahr später folgte ein erneuter Abstieg. Auch privat war 2004 kein einfaches Jahr für Peter Fischer: Er verbrachte im Dezember mit seiner Familie Urlaub auf Phuket und wurde Augenzeuge  einer Tragödie. Während fast 230.000 Menschen am ersten Weihnachtsfeiertag durch den Tsunamie an den Küsten des Indischen Ozeans starben, überlebte Peter Fischer und unterstützte in den darauffolgenden Wochen vor Ort. Er gründete unter anderen zusammen mit seinem Freund, dem Frankfurter Maler Mike Kuhlmann, die Stiftung „help children of phuket", die aus der Hilfsorganisation „propheten“ hervorging. Das gesammelte Geld floss in den Aufbau von Schulen und Infrastruktur.

Bei der Eintracht ging es im Jahr darauf wieder aufwärts. Als die Fans 2005 nach dem dritten Aufstieg einmal mehr „Nie mehr Zweite Liga“ sangen, hatte sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2001 aber grundlegend verändert. Mittlerweile war aus dem Waldstadion ein hochmoderner Fußballtempel geworden und Frankfurt war Spielort für den Konföderationen-Cup. Die Eintracht etablierte sich in der Bundesliga und erreichte im WM-Jahr 2006 nach 18 Jahren wieder ein DFB-Pokalfinale. Die unglückliche Niederlage gegen die Bayern wurde verschmerzt, schließlich hatte sich die Truppe durch die Finalteilnahme für den Europapokal qualifiziert.

Neue Sportarten für die Eintracht

Auch am Riederwald ging es bergauf. 2005 wurde Peter Fischer zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Fußball AG, auf der Mitgliederversammlung im November wurde er als Präsident einstimmig wiedergewählt. Die Mitgliederzahlen steigerten sich langsam auf knapp 7.000. Seit 2002 hatte der Verein wieder eine Eishockeyabteilung, 2006 wurde eine Dartabteilung gegründet und 2008 die Triathlonabteilung. Im November 2007 konnte Peter Fischer mit dem Eintracht-Museum einen Ort zur Präsentation der großartigen Vereinsgeschichte einweihen, den sich die Fans seit vielen Jahren gewünscht hatten.  

Als im November 2008 mit dem ersten Baggerbiss der Neubau des Riederwalds eingeläutet wurde, hatte die Eintracht bereits mehr als 13.000 Mitglieder. Die honorierten die erfüllten Visionen des Präsidenten und wählten Peter Fischer im Dezember 2008 einstimmig für eine weitere Amtszeit. Im November 2009 konnte am Riederwald Richtfest gefeiert werden, im Dezember 2010 wurde das neue Sportleistungszentrum eingeweiht. Als am 6. Dezember 2010 die erste Mitgliederversammlung in der Geschichte der Eintracht „zuhause“ abgehalten werden konnte, erntete Peter Fischer in der Wolfgang Steubing Halle stehenden Applaus. Doch die Eintracht wäre nicht unsere launische Diva, wenn nicht auf das Hoch der nächste Tiefschlag folgen würde. Doch dazu morgen mehr, wenn wir auf die darauffolgenden Jahre bis heute zurückblicken.

Zum zweiten Jahrzehnt.