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08.03.2021
Soziales

„Frauen im Fußball müssen sichtbarer werden“

Vor genau einem Jahr gründeten weibliche Fans der Frankfurter Eintracht den Verein Lotte Specht, der sich für die Förderung von Frauen und Mädchen im Fußball einsetzt.

Bei der Gründung des Vereins am 8. März 2020 war auch Vorstandsmitglied Axel Hellmann anwesend (Foto: Bernd Kammerer).

„Lotte Specht ist weit mehr als ein ‚Frankfurter Mädchen‘ mit Wurzeln im Gallus, das Fußball liebte und zu ihrer Passion machte. Lotte Specht ist für uns vielmehr Symbol für freies und unabhängiges Denken, gepaart mit außerordentlichem Mut.“, so der Verein Lotte Specht e.V auf seiner Website über seine Namensgeberin. Der Verein, der vergangenes Jahr von weiblichen Fans der Frankfurter Eintracht gegründet wurde, setzt sich für die Förderung und Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen im Fußball ein – sowohl auf als auch neben dem Platz. Mit der ehemaligen Bundesligaspielerin und heutigen Managerin der deutschen Frauennationalmannschaft Doris Fitschen bekam er erst kürzlich prominenten Mitgliederzuwachs.

Ein holpriger Start

Nur fünf Tage nach der Gründung am Weltfrauentag 2020 wurde in Deutschland der erste Lockdown verhängt. Keine leichte Aufgabe für den noch so jungen Verein, der seine Arbeit allen Widrigkeiten zum Trotz aufgenommen hat. „Unsere Vorstands- und Vereinssitzungen fanden online statt“, berichtet Daniela Cappelluti, eine der Gründerinnen und erste Vorsitzende des Vereins. „Als die Lockerungen kamen, konnten wir auf dem Sportgelände der Concordia Eschersheim, bei der einige Mitglieder unseres Vereins aktiv sind, zudem eine Open Air Veranstaltung organisieren: Julia Dörr, eine junge Schiedsrichterin aus dem Hessischen Fußballverband, hat in das DFB Regelwerk eingeführt. Sehr anregend war aber vor allem das anschließende Gespräch mit ihr, in dem sie über ihre persönlichen Erfahrungen als junge Schiedsrichterin erzählte.“

Die Kontaktbeschränkungen erschwerten das Organisieren weiterer Treffen. „Eigentlich wollten wir mehr Präsenzveranstaltungen machen und auch mal zusammen zum Frauenfußball gehen“, erzählt Cappelluti. Zumindest letzteres könnte in nächster Zeit wieder möglich werden. „Bei den Frauen kann man zumindest draußen am Zaun stehen und reingucken.“

Bildet Banden

Am vergangenen Sonntag organisierte der Verein den online Vortrag „Bildet Banden! Frauen im Zuschauer*innensport Männerfußball“ mit Stella Schrey, die sich im Netzwerk „F_in Netzwerk Frauen im Fußball“ und dem „Netzwerk gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt“ engagiert. Eine anschließende Diskussion wurde von der ehemaligen Frankfurter Frauendezernentin und zweiten Vorsitzenden des Vereins, Sarah Sorge, moderiert.

Ziel des Vereins ist aber nicht nur, Veranstaltungen zu organisieren, sondern darüber hinaus Projekte zu fördern, die sich für die Sichtbarkeit fußballspielender und –begeisterter Mädchen und Frauen einsetzen. Doch auch hier erschwerte die Corona-Situation bislang die Arbeit des Vereins. „Wir wollten unter anderem die „Wilden Mädels“, eine Fußballmannschaft aus dem Gallus, unterstützen. Die haben aber vergangenes Jahr nicht gespielt und bestehen auch nicht mehr“, so Julia Beiderlinden, die Schatzmeisterin des Vereins. Welche Projekte in diesem Jahr in den Fokus des Vereins rücken sollen, steht bislang noch nicht fest. „Wir freuen uns, wenn sich eine Mädchenmannschaft meldet, die wir supporten können.“

„Das ist mehr, als nur ein Tor zu schießen“

Neben dem Engagement für Frauen und Mädchen positioniert sich der Verein auch deutlich gegen Sexismus, Rassismus, Antisemitismus sowie Homophobie und möchte sich darüber hinaus auch aktiv für den Amateursport einsetzen. Insbesondere während der Corona-Pandemie sei es wichtig, sich für den Amateursport stark zu machen, so Cappelluti: „Ein ganzes Jahr, in dem man keinen Mannschaftssport machen kann, ist ein hartes Jahr. Das ist mehr, als nur ein Tor zu schießen, dafür hängen da viel zu viele soziale Themen mit dran.“

Die Entwicklung in der Förderung von Frauen und Mädchen bei der Eintracht sieht Cappelluti indes positiv. „Wir freuen uns natürlich riesig, dass die Eintracht jetzt auch eine Frauenmannschaft in der Bundesliga hat.“ Für die Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen im Fußball müsse dennoch noch viel getan werden. „Wir wollen uns auf jeden Fall weiterhin dafür einsetzen.“