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01.03.2022
Soziales

Fans fahren Fans

Köhler Transporte bringen mobilitätseingeschränkte Eintracht-Anhänger ins Stadion. Ein in der Bundesliga einmaliges Projekt. Die Eintracht-Redaktion hat einen Fan begleitet.

„Gude! Ich ziehe mir noch schnell mein Trikot an, dann kann es losgehen.“ Voller Vorfreude hat Axel Kalk in Schöneck-Büdesheim seine Haustür geöffnet und empfängt das Medienteam der Eintracht. Der Endfünfziger ist mobilitätseingeschränkt und wartet auf den Fahrer von Köhler Transporte, der ihn gleich zum Deutsche Bank Park bringen wird. Dort empfängt die Eintracht am frühen Abend den FC Bayern München. „Manni hat gesagt, dass er um 16.15 Uhr da ist. Dann laden wir hier um die Ecke meinen Begleiter ein und los geht‘s Richtung Frankfurt“, erklärt Kalk, während er das Trikot überstreift und die Jacke überwirft. „Die Möglichkeit, dass ich zu den Spielen gefahren werde, bedeutet mir sehr viel. Ich bin seit über 30 Jahren Fan. Mein linkes Bein ist versteift, nachdem bei Operationen einiges schiefgelaufen ist. Ich kann schlecht laufen. Da hilft es ungemein, dass es diesen Fahrservice gibt.“ Kalk schaut die Straße herunter, als ein roter Sprinter um die Kurve gefahren kommt. Manni steuert den Bus der Firma Köhler und fährt vor.

Los geht die Fahrt. Ein Attila-Exemplar ist natürlich auch am Start.

Seit drei Jahren besteht die Kooperation zwischen Eintracht Frankfurt. Fabian Franke, Geschäftsführer der Köhler-Transfer GmbH & Co KG., sagt: „Wir machen mit der Eintracht das, was auch unser Kerngeschäft ist. Wir befördern Menschen, die Einschränkungen haben, zu Plätzen, an denen sie am Leben teilhaben können.“ Firmengründer Ralf Köhler, der sich mittlerweile aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, hat vor einigen Jahren den Kontakt über den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Steubing hergestellt. Vom Wohnort aus werden mobilitätseingeschränkte Eintracht-Fans, die sich vorher bei Fanbetreuer Clemens Schäfer angemeldet haben, mit geschultem Fahrpersonal in den Deutsche Bank Park gefahren – und nach Spielende wieder zurück.

Axel Kalk macht es sich bequem, die Krombacher Zipfelmütze darf im Auto nicht fehlen.

Fahrer Manni steigt aus dem Auto aus, er und Axel Kalk begrüßen sich freundschaftlich. Man kennt sich, es ist nicht die erste gemeinsame Fahrt. Im Auto dröhnt „Eintracht vom Main“ aus den Boxen, die Eintracht-Zipfelmütze von Krombacher ziert einige Kopfstützen. Ein Schal und der obligatorische Wimpel sind durch die Frontscheibe zu erkennen. Auf der Motorhaube prangt gut sichtbar das Eintracht-Wappen. Manni trägt Eintracht-Mütze und öffnet seinem Gast die Tür. Kalk steigt ein, für sein Bein hat er genug Platz im Bus.

Früher musste ich fast eine halbe Stunde vom Parkplatz bis ins Stadion laufen und hatte dann große Schmerzen. Jetzt komme ich ausgeruht am Platz an. Das ist ein toller Service von Köhler-Transfer und der Eintracht.

Axel Kalk

„Jetzt holen wir noch Thomas ab, er wohnt hier um die Ecke“, sagt Kalk. Die Tür geht zu, los geht’s. In etwas mehr als einer halben Stunde wird der Bus am Stadion angekommen sein, Volunteers der Eintracht kümmern sich dann um den reibungslosen Ablauf vor Ort. Für Axel Kalk ist dies eine angenehme Situation. „Früher musste ich fast eine halbe Stunde vom Parkplatz bis ins Stadion laufen und hatte dann große Schmerzen. Jetzt komme ich ausgeruht am Platz an. Das ist ein toller Service von Köhler-Transfer und der Eintracht.“

Die Fahrer von Köhler-Transfer, das insgesamt rund 2600 Fahrzeuge in Süddeutschland unterhält, absolvieren die Fahrten übrigens ehrenamtlich. Filialleiter Arndt Kolk, Eintracht-Mitglied und in einem Fanclub engagiert, berichtet: „Sie können das Spiel schauen und sind dadurch extrem motiviert, diese Fahrten zu machen. Da ist es ihnen auch egal, dass sie nach einem Europapokalspiel unter der Woche bis mitten in die Nacht unterwegs sind. Hier fahren Fans Fans, dadurch haben sich bereits Freundschaften entwickelt.“ Da ist auch schon mal ein Fahrer zum Grillen eingeladen worden. „Das Verhältnis untereinander ist super. Die Fahrer investieren gerne ihre Freizeit, das ist nicht selbstverständlich.“

Unterstützung auf jede Weise – hier auf dem Weg vom Parkplatz zum Stadion.

Vor dem Spiel gegen die Bayern überreicht Clemens Schäfer Westen an die Delegation von Köhler-Transfer. „Die Zusammenarbeit mit Köhler läuft hervorragend und ist auf dieser Ebene einmalig in der Bundesliga. Das möchten wir mit diesen Westen dokumentieren, denn Köhler-Transfer gehört zur Eintracht-Familie. Was hier ehrenamtlich geleistet wird, ist bewundernswert.“ 

Zwar verliert die Eintracht an diesem Tag 0:1, dennoch hat sich die Reise für Axel Kalk wieder gelohnt. „Ich kann die Eintracht im Stadion ohne großen Aufwand verfolgen. Antrag ausfüllen und bei der Eintracht einreichen, der Fahrer ruft zur kurzen Absprache an, am Spieltag muss ich mich um nichts kümmern. Einen besseren Service kann ich mir nicht vorstellen. Top!“, schwärmt er auf dem Weg zurück zum Parkplatz, wo Manni schon bereitsteht. Danach geht’s retour nach Schöneck. Schöner wäre der Tag nur mit drei Punkten gewesen.