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17.08.2021
Verein

„Es wird noch besser werden“

Seit Juli trainieren auch in Nied die Sportlerinnen und Sportler mit dem Adler auf der Brust. Dieter Burkert und Michael Otto geben Einblick in den aktuellen Stand. Heute: Gründe, Hürden, Herausforderungen.

Die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen der Liegenschaften am neuen Standort West sind in vollem Gange, die ehemaligen Mitglieder der SG Nied trainieren inzwischen mit dem Adler auf der Brust. Zu den Gründen der Fusion, den nächsten Schritten, unerwarteten Hürden und Herausforderungen, dem aktuellen Stand und den noch bevorstehenden Zielen geben Dieter Burkert und Michael Otto, beide geschäftsführende Präsidiumsmitglieder von Eintracht Frankfurt, einen Einblick. Teil eins des zweiteiligen Interviews.

Die Fusion ist vollzogen, die Umbaumaßnahmen laufen, aber kommen wir nochmals auf die Anfänge zu sprechen. Wie kam es eigentlich zur Fusion und wann gab es die ersten Gespräche dazu?
Dieter Burkert:
Wir haben vor langer Zeit dem zuständigen Sportamt der Stadt Frankfurt angeboten, dass wir Sportvereinen, die aus unterschiedlichsten Gründen Probleme haben, gerne helfen und in konkreten Fällen kontaktiert werden können. Es geht und ging uns dabei nicht darum, neue Mitglieder zu gewinnen oder neue Sportstätten zu bekommen. Wir möchten in erster Linie Sportlerinnen und Sportlern, die Möglichkeit bieten, ihren Sport weiter auszuüben. Bereits vor der SG Nied haben wir einen traditionsreichen Ringerverein (AC Viktoria Eckenheim; Anm. der Redaktion) sowie die Fechter des Universitätssportclubs aufgenommen. Die Gründe waren unterschiedlicher Natur. Vor etwa anderthalb Jahren erfuhren wir von Sportamt und Heiko Walldorf, dem damaligen Geschäftsführer der SG Nied, von der wirtschaftlichen Situation des Vereins. Zunächst einmal mussten wir sehen, ob wir eine gemeinsame Grundlage mit ähnlichen Vorstellungen finden. Aufgrund des sehr vielversprechenden Gesprächs haben wir uns im zweiten Schritt dann mit dem Vereinsvorstand zusammengesetzt.
Michael Otto: Wir haben bei unserem ersten Treffen die Gelegenheit genutzt, die Eintracht vorzustellen. Sie sollten ein Bild von uns bekommen, wer wir eigentlich sind und was wir vorhaben. Wir sind selbst ein Verein, genau wie die SG Nied es war, und wir verstehen deren Probleme. Wenn ich einige Jahre zurückblicke und mich erinnere, wie der Riederwald aussah, dann erinnert mich das schon sehr an die Liegenschaften in Nied. Unser Hauptziel ist es, dem Standort West zu seiner alten Blüte zu verhelfen. Wir hatten sehr gute,  angenehme und erfolgreiche Gesprächen mit den Verantwortlichen – und das war schlussendlich auch ausschlaggebend für die Fusion. Schließlich sind wir auf das Know-how der Nieder angewiesen. Sie kennen den Standort und die Zielgruppe.

Wir wollen dem Standort West zu seiner alten Blüte verhelfen.

Michael Otto

Wie ging es dann weiter?
Michael Otto:
Wir haben uns als nächstes ein Bild von den Liegenschaften gemacht.
Dieter Burkert: Nachdem dann die Entscheidung zur Fusion gefallen war, begannen wir, Konzepte zu baulichen Maßnahmen zu erarbeiten. Diese bauten auf den bestehenden Plänen und Sanierungskonzepten der SG Nied auf. Dazu gehörte u.a. die Funktionen des Gebäudes zu erhalten und auch die Grundidee, den großen Raum im Keller zu sportlichen Zwecken zu nutzen. Diese wurden mit Hilfe unserer Erfahrungswerte verfeinert.
Michael Otto: Anschließend haben wir uns mit den Abteilungsleitern getroffen, teilweise physisch, teilweise aufgrund von Corona digital. Wir wollten ein Bild davon bekommen, wo der Schuh drückt, welche Ziele und Visionen in den einzelnen Abteilungen bestehen und ob diese sich mit unseren decken. Wir haben Informationen gesammelt, welche Sportarten in Nied vorhanden sind und ob diese mit unseren zusammenpassen. Im nächsten Schritt haben wir die Abteilungen für Gespräche untereinander vernetzt. Hierbei waren wir teilweise nicht mehr involviert. Es lief alles nach einer Art Stufenplan ab. Nachdem der Geschäftsführer, der Vorstand und die Abteilungen im Boot waren, wollten wir die Mitglieder der SG Nied überzeugen.

Wie seid ihr diesen Punkt angegangen?
Michael Otto:
Aufgrund der Corona-Pandemie konnten wir keine Präsenzveranstaltung durchführen und haben die Mitglieder stattdessen zu digitalen Informationsveranstaltungen eingeladen. In diesen haben wir die Eintracht und uns den Mitgliedern vorgestellt, ihnen unsere Visionen vermittelt und standen für Fragen zur Verfügung. Wer an den Veranstaltungen nicht teilnehmen konnte, hatte die Möglichkeit, auf der Webseite die FAQ nachzulesen und sich so ein Bild zu machen. Da die Eintracht oft mit dem Profifußball assoziiert wird, war eine Sorge der Mitglieder, dass in Nied ab sofort nur noch Fußball gespielt wird.
Dieter Burkert: Die Tatsache, dass Nied keinen Fußball im Sportangebot hatte, spielte für uns im Übrigen bei der Entscheidung für die Fusion eine entscheidende Rolle. Das wäre für uns problematisch gewesen. Das Zuhause des Fußballs der Eintracht ist und bleibt der Deutsche Bank Park und das Nachwuchsleistungszentrum am Riederwald. Glücklicherweise hatten die Fußballer der SG Nied vor Jahren einen eigenen Verein gegründet, andernfalls hätte das ein K.O.-Kriterium sein können.

Welche weiteren Sorgen und Ängste gab es von Seiten der SG Nied-Mitglieder?
Michael Otto:
Der Verein ist älter als die Eintracht. Zahlreiche Mitglieder haben seit Jahrzehnten die Farben grün-weiß mit Stolz getragen. Der Verlust der sportlichen Identität und eigenen Vereinskultur waren natürlich Bedenken. Jedes Mitglied, das nun bei Eintracht Frankfurt Mitglied wurde oder noch wird, behält sein Eintrittsdatum von der SG Nied und wird entsprechend für sein Vereinsjubiläum geehrt. Zudem wird die Historie des Vereins einen Platz in unserem Eintracht-Museum bekommen und auch auf dem Gelände in Nied wird es einen Ort geben, an dem die langjährige Tradition sichtbar sein wird. Weitere Bedenken waren das Fortbestehen der angebotenen Kurse und Sportarten, diese sind jedoch unbegründet. Im Endeffekt bleibt alles so, wie es ist. Es wird nur noch besser!

Und die Bedenken konnten allesamt ausgeräumt werden?
Michael Otto:
Wir haben deutlich gemacht, dass wir den Sport ausbauen möchten und davon überzeugt sind, dass der Standort Nied das Potenzial hat, dass dort wieder 3000 Sportlerinnen und Sportler ein- und ausgehen werden. Das ist ein realistisches Ziel in den nächsten Jahren. Das Votum auf der digitalen Mitgliederversammlung am 8. Mai war mit einer deutlichen Mehrheit für die Fusion eindeutig. Es waren knapp 400 Mitglieder der SG Nied anwesend – und damit ein Drittel der Stimmberechtigten! Das ist schon beachtlich. Trotz des großen Zuspruchs war es aber auch ein sehr emotionaler Moment. Es sind viele Tränen geflossen, eine Ära ging zu Ende. aber gleichzeitig war der Moment auch mit vielen positiven Gefühlen verbunden und wird als Chance für die Zukunft gesehen. Der Zuwachs derer, die bei uns Anträge zur Mitgliedschaft gestellt haben, bestätigt das.

Teil 2 des Interview erscheint am Mittwoch, 18. August.