Erst Anfang Februar hat die „Taskforce Zukunft Profifußball“ 17 Handlungsempfehlungen für die 36 Profiklubs der beiden höchsten deutschen Spielklassen entworfen, um den Profifußball in Deutschland in eine ganzheitliche Zukunft zu führen. Gleich an erster Stelle rät die federführende DFL Deutsche Fußball Liga zum grundsätzlichen Bekenntnis zu Nachhaltigkeit im deutschen Profifußball und nennt schon als zweiten Punkt die Einrichtung einer Kommission Nachhaltigkeit und Verantwortung.
Zumindest in ökologischer Hinsicht können einige Bundesligisten bereits auf ein gesundes Fundament verweisen. Dies geht nicht zuletzt aus der ersten Bundesliga-Nachhaltigkeits-Tabelle 2021 von Sport Positive Leagues hervor. Und wie auf dem Rasen mischt Eintracht Frankfurt auch außerhalb des satten Grüns in der Spitzengruppe mit.
So bewertet Sport Positive die Eintracht
Kategorie | Punkte |
---|---|
Erneuerbare Energie | 2 |
Energieeffizienz | 2 |
Nachhaltige Mobilität | 3 |
Reduzierung und Entfernung von Einwegkunststoff | 2 |
Abfallwirtschaft | 1 |
Wassereffizienz | 1 |
Pflanzliche und kohlenstoffarme Lebensmittel | 2 |
Kommunikation und Engagement | 2 |
Gesamt | 15/21 |
Überhaupt ist Grün hier das Stichwort. Denn Sport Positive Leagues sammelt systematisch Informationen vorwiegend zur ökologischen Nachhaltigkeit von Fußballklubs. Dies geschieht auf Grundlage einer Matrix, die zahlreiche Parameter umfasst. Die Kategorien spiegeln die Umweltauswirkungen der Vereine wider und schlüsseln die Maßnahmen der jeweiligen Vereine tabellarisch auf. Der Forschungsprozess bezieht dabei den stetigen Austausch mit den Klubs ein.
Unter diesen Gesichtspunkten liegt der hessische Traditionsverein in der Gesamtbetrachtung wie in der Bundesliga auf Platz fünf.
In folgenden Bereichen wusste die Eintracht zu punkten
Erneuerbare Energie
Der Verein nutzt natürlichen Strom aus 100 Prozent Wind- und Wasserkraft über den Energieversorger Mainova AG für den gesamten Deutsche Bank Park, die Trainingsstätten sowie das im Neubau befindliche ProfiCamp. Die Mainova AG, der größte Energieversorger in Hessen und Premium-Partner von Eintracht Frankfurt, versorgt das Stadion mit Ökostrom aus Wasserkraft, Erdgas KlimaPlus und Wasser.
Energieeffizienz
Eintracht Frankfurt ist seit 2012 BREEAM-zertifiziert, ein Bewertungssystem für ökologische und soziokulturelle Aspekte der Nachhaltigkeit von Gebäuden. Die Rezertifizierung findet zeitnah statt. In der Belüftung des Fanshops wurde ein Wärmetauscher mit Frequenzumrichter installiert und Teile der Dauerbeleuchtung auf LED-Lampen umgestellt.
Nachhaltige Mobilität
Eintracht Frankfurt bietet Fans mit einem kostenlosen Ticket einen attraktiven Anreiz, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Eine vereinseigene Umfrage zeigt, dass mehr als 60 Prozent der Zuschauer öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Eine klimaneutrale Straßenbahn mit Ökostrom transportiert Fans zu den Heimspielen.
Reduzierung und Entfernung von Einwegkunststoffen
Eintracht Frankfurt hat alle Einwegkunststoffe an ihren Standorten entfernt. Damit einher geht ein Mehrwegbechersystem im Deutsche Bank Park.
Abfallwirtschaft
Ein Großteil der Abfälle wird umgeleitet. So trennt etwa der Stadion-Caterer Essensreste und nicht recycelte Lebensmittel von den Küchen- und Kioskbereichen. Der Abfall wird in verschiedene Arten unterteilt. Alle folgenden Grundmaterialien werden recycelt: Altglas, Papier und Pappe, Kunststoffe, Rasen- und Pflanzenabfälle, Metall, Batterien, Altöle, Schmiermittel, Leuchtmittel, Lacke und Farben.
Wassereffizienz
Alle Toiletten und Urinale werden mit Regenwasser, Wasservolumenbegrenzern und Wasserstoppknöpfen gespült. Weitere Initiativen sind zum Beispiel zeitgesteuerte Wasserhähne und elektrische Mischbatterien an den Waschbecken, die durch eine Lichtschranke gesteuert werden. Hinzu kommen die Optimierung und Fokussierung der Nassreinigungszyklen zwischen Anwendungen und Veranstaltungen. Im Rahmen des Digitalzentrums Arena of IoT werden gemeinsam mit Partnern innovative Lösungen im Bereich der intelligenten Bewässerung entwickelt und somit der Wasserbedarf signifikant reduziert.
Pflanzliche und kohlenstoffarme Lebensmittel
Seitdem die Supreme Sports Hospitality mit Beginn der laufenden Spielzeit als Caterer für das leibliche Wohl verantwortlich ist, stehen den Zuschauern vegetarische und vegane Gerichte zur Verfügung. Ähnlich verhält es sich mit der Eröffnung neuer Infrastrukturen im April, die vegane Auswahlmöglichkeiten für alle Mitarbeiter in der Kantine bereitstellt. Vor dem Hintergrund, dass der Dienstleister und dessen Lebensmittel aus dem Rhein-Main-Gebiet kommen, sind kurze und entsprechend umweltschonende Lieferketten gewährleistet. Des Weiteren werden alle Verpackungen künftig biologisch abbaubar sein.
Kommunikation und Engagement
Eintracht Frankfurt ermutigt Fans aktiv, verantwortungsbewusst zu handeln. Das heißt, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, an Aufräumaktionen teilzunehmen und vieles mehr. Darüber hinaus unterstützt Eintracht Frankfurt verschiedene lokale NGOs und ermutigt ihre Anhänger, an zielgerichteten Kampagnen teilnehmen. Zu nennen sei hier die „AUF JETZT!“-Kampagne im vergangenen Jahr, als eine Million Euro für lokale soziale Einrichtungen gespendet wurde.
Das ökologische Verantwortungsbewusstsein ist im Herzen von Europa ausgeprägter denn je – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich der Deutsche Bank Park und die künftige Geschäftsstelle, also das sportliche wie berufliche Herz des Vereins, im Frankfurter Stadtwald befinden. Beispielhaft dafür steht etwa auch die Beteiligung am Frankfurt Cleanup 2020, als rund 200 fleißige Mitarbeiter und vereinsnahe Unterstützer das heimische Areal von Müll befreit haben.
Entsprechend dient die Honorierung durch Sport Positive Leagues zugleich als Ansporn, den Weg in eine ganzheitliche Zukunft weiter konsequent zu beschreiten. „In dieser renommierten Studie unter den Top Fünf zu sein, ist für uns natürlich eine tolle Momentaufnahme. Nichtsdestotrotz begreifen wir bei Eintracht Frankfurt nachhaltiges Wirken in erster Linie als stetigen Prozess. Wir bleiben realistisch und wissen, dass wir bei diesem wichtigen Thema weiter Luft nach oben haben“, sagt Jan Martin Strasheim, Leiter Medien und Kommunikation bei Eintracht Frankfurt, zu den Ergebnissen.
Zu den angedachten und zu Teilen bereits umgesetzten Maßnahmen zählen unter anderem die Förderung der E-Mobilität. Schon heute finden sich in Richtung Deutsche Bank Park von der Stadt Frankfurt erneuerte Fahrradwege. In diesem Zusammenhang werden auch zusätzliche Fahrradstellplätze geschaffen. Infrastrukturelle Optimierungen, welche zur klimafreundlichen An- und Abreise ermuntern sollen – sowohl während Sportveranstaltungen als auch zum täglichen Freizeitvergnügen.
Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Umgebung ist eine absolute Selbstverständlichkeit.
Jan Martin Strasheim, Leiter Medien und Kommunikation
„Für uns ist der Deutsche Bank Park mehr als ein Spielort. Dieses historische Gelände ist ein Begegnungszentrum für alle Generationen – mitten in der grünen Lunge der Stadt. Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Umgebung ist eine absolute Selbstverständlichkeit“, erklärt Strasheim. Auch das bald fertiggestellte ProfiCamp zahlt voll auf die Schadstoffreduzierung ein. Eine Keramikfassade wird ebenso der Wärmespeicherung dienen wie eine Solaranlage auf den Dächern. Allein dadurch wird der Betrieb der neuen Geschäftsstelle jährlich rund 700 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) einsparen.
In der nur wenige hundert Meter entfernten Heimspielstätte werden ergänzend zu den rundum installierten LED-Lichtsystemen zudem die Flutlichtstrahler mit LED-Leuchten versehen werden, um auch hier maximale Energieeffizienz zu schaffen. Das gleiche gilt für das Bewässerungssystem des Rasens, das anhand digitaler Datenerhebung einen nicht höheren Wasserbrauch als nötig verspricht.
Digitalisierung spielt nicht nur in diesem Fall eine entscheidende Rolle, sondern generell im Nachhaltigkeitsstreben von Eintracht Frankfurt. Denn Nachhaltigkeit definiert sich neben dem ökologischen gleichermaßen über einen ökonomischen sowie sozialen Ansatz.
Für einen Fußballverein mit der Größe und Struktur eines mittelständischen Unternehmens bedeute dies laut Strasheim unter anderem: „Unternehmensführung, Vielfalt, Datensicherheit oder auch die Entwicklung einer nachhaltigen Spielkonzeption.“
Überhaupt pflegen die Eintracht und die Bundesliga bereits einen hinlänglich bekannten kollegialen Umgang, wie etwa die Gründung und zielführenden Workshops der „Taskforce Zukunft Profifußball“ bewiesen haben. Insofern bleibt nach Meinung Strasheims festzuhalten: „Bei aller sportlichen Konkurrenz kann es beim gewissenhaften Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit keine Verlierer, sondern ausschließlich Gewinner geben. Dazu möchten wir unseren Teil beitragen.“