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18.05.2021
Verein

Eintracht Frankfurt trauert um Ilse Bechthold

Ehrenratsvorsitzende Ilse Bechthold ist am Abend des 17. Mai im Alter von 93 Jahren verstorben.

„Mit Ilse Bechthold verliert die Eintracht nicht nur eine leidenschaftliche Kämpferin für den Frauensport, sondern auch eine der ganz großen Persönlichkeiten des Vereins. Wir haben ihr Fachwissen, ihre Energie und ihre Begeisterung immer bewundert und sind dankbar, dass sie sich Zeit ihres Lebens für unsere Eintracht eingesetzt hat“, zeigt sich Präsident Peter Fischer traurig. „Ilse Bechthold hat in unserem Verein und im Sport insgesamt viel bewegt und hat sich nie auf dem Erreichten ausgeruht.“

Seit 1948 war Ilse Bechthold Mitglied der Eintracht, zunächst war sie als Handballerin und Leichtathletin aktiv. Von 1948 bis 1973 errang Ilse Bechthold 26 Hessische Meisterschaften im Kugelstoßen oder Diskuswerfen, fünfmal wurde sie Süddeutsche Meisterin. Mehrfach war sie Endkampfteilnehmerin bei der Deutschen Meisterschaft. Außerdem war sie Diskuswerferin in der Nationalmannschaft und nahm an Länderkämpfen teil. Als die Eintracht auch Volleyball und Basketball in das Sportangebot aufnahm, gehörte Ilse zu den ersten Frauen, die sich den neu gegründeten Mannschaften anschloss. In einem Interview erinnerte sie sich vor Kurzem: „Ich habe mich nie auf eine Sportart voll spezialisiert, es hat mir alles so viel Spaß gemacht. Und vor allem die Gemeinschaft habe ich immer genossen, deswegen habe ich mich auch im Mannschaftssport so wohl gefühlt.“

Engagement für den Sport

Über den aktiven Sport hinaus begann Ilse sich auch als Funktionärin zu engagieren. Seit 1968 war sie Frauenwartin und Präsidiumsmitglied im Deutschen Leichtathletikverband, seit 1971 ebenso im Vorstand der Leichtathletikabteilung der Eintracht. Es folgten weitere Ämter: Vizepräsidentin im DLV, NOK-Mitglied, Verwaltungsratsmitglied bei der Eintracht, Gutachterin der Sporthilfe, Mitglied und später Vorsitzende der IAAF-Frauenkommission. Mit ihrem Engagement für die Gleichstellung setzte sie durch, dass Frauen in der Leichtathletik die gleichen Disziplinen absolvieren durften wie Männer.

Für ihre Leistungen wurde Ilse Bechthold, die am Institut für Sportwissenschaft der Uni Frankfurt als Sportdozentin arbeitete, mit zahlreichen Auszeichnungen versehen. Von der Stadt Frankfurt wurde sie mit der Ehrenplakette und vom Land Hessen mit der Sportplakette geehrt. 1988 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, seit 1993 war sie DLV-Ehrengoldträgerin, 2007 bekam sie den „Women and Sport Trophy“ des IOC für Europa verliehen. Ebenfalls vom IOC wurde sie 2016 mit dem höchsten Orden des Internationalen Olympischen Komitees, dem „Olympic Order“ geehrt. Von ihrer Eintracht wurde sie mit der goldenen Verdienstnadel, der Ehrenurkunde und der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.

Vereinsarbeit als Herzensangelegenheit

Bis ins hohe Alter engagierte sich Ilse Bechthold unermüdlich, sowohl im Ehrenrat als auch im Vorstand der Leichtathletikabteilung. Noch vor eineinhalb Wochen war sie beim von der Abteilung selbst ausgerichteten „Fly up- and far Meeting“ in der Hahnstraße zu Gast. Im Herbst 2020 organisierte sie in Corona-Zeiten ein Abteilungstreffen im Museum, das bis in die Nacht andauerte. „Solange es mir Spaß macht und ich das Ganze körperlich schaffe, mache ich sehr gerne weiter. Wenn ich dann die Erfolge der Abteilung sehe, bin ich zufrieden. Und wenn wir alle im Museum zusammensitzen und uns so gut verstehen, ist das doch toll.“

Ilse Bechthold hat den Zusammenhalt bei der Eintracht immer aktiv gefördert, regelmäßig brachte sie am Stadion oder am Riederwald für die Mitarbeiter selbstgebackenen Kuchen vorbei. Die Spiele der Fußballer verfolgte sie bis vor der Corona-Krise regelmäßig live im Stadion. In den vergangenen Wochen fieberte sie vor dem Fernseher mit der Mannschaft mit.

Jetzt ist Ilse im Alter von 93 Jahren verstorben. Eintracht Frankfurt trauert um eine liebenswerte und energische Macherin, die viele Menschen im und um den Verein mit ihrer Energie und ihren Ideen nachhaltig beeindruckt hat.