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10.02.2023
Klub

Eintracht Frankfurt trauert um Helmut „Sonny“ Sonneberg

Helmut „Sonny“ Sonneberg, seit über 75 Jahren Eintracht-Fan, Holocaustüberlebender und herausragender Repräsentant des Vereins, ist am 10. Februar 2023 im Alter von 91 Jahren verstorben.

Er hat keine großen sportlichen Erfolge für die Eintracht gefeiert, er hat nie ein entscheidendes Tor im Stadion geschossen. Für den Verein war er trotzdem ein herausragender Repräsentant, der in beeindruckender Weise seine Lebensgeschichte als Holocaustüberlebender an die nachfolgenden Generationen weitergegeben hat. Nun ist Helmut Sonneberg, den alle nur „Sonny“ nannten, im Alter von 91 Jahren verstorben.

Als 13-Jähriger wurde Sonny, dessen Eltern jüdischen Glaubens waren, von den Nazis nach Theresienstadt verschleppt. Zuvor erlebte er in seiner Heimatstadt Ausgrenzung, Schikanen und Gewalt. Sonny durfte nicht zur Schule gehen, musste zeitweise im Waisenhaus leben und ab 1941 den „Judenstern“ tragen. Seine Kindheit wurde ihm geraubt. Als er im Mai 1945 in Theresienstadt von der Roten Armee befreit wurde, wog er nicht einmal mehr 30 Kilogramm.

Große Begeisterung für Sport und Gemeinschaft

Sonny kehrte zurück nach Frankfurt, wurde zeitweise Mitglied bei der Eintracht und spielte in verschiedenen Mannschaften. Nie hochklassig, aber immer mit einer großen Begeisterung für den Sport und die Gemeinschaft. Die Eintracht wurde „sein Verein und seine Familie“, er besuchte die Fußballspiele, aber auch Wettkämpfe der anderen Abteilungen. In der neu gegründeten Eishockeyabteilung half er bei Spielen in der Radrennbahn als Zeitnehmer mit.

„Sonny“ war immer mit viel Begeisterung für den Sport und die Gemeinschaft dabei.

Berühmt wurde Sonny 1959, als er mit Fahne und Zylinder nach Berlin reiste, um mit der Eintracht den Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu feiern. In den folgenden Jahrzehnten verfolgte Sonny seine Eintracht live im Stadion. Als er pensioniert wurde, gehörte er zu den Riederwald-Rentnern, die jedes Training der Mannschaft beobachteten. Wo die Eintracht war, war auch Sonny!

Eintracht-Fan „Sonny“ auf dem Weg zum Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.

Viele Jahre sprach Helmut Sonneberg nicht über die Zeit der Ausgrenzung und Verfolgung. Erst 2018 berichtete er erstmals im Rahmen einer Lehrerfortbildung im Eintracht-Museum über seine Kindheit. In den folgenden Monaten folgte ein erster Gesprächsabend mit Fans der Eintracht, 2019 begleitete Sonny eine Gruppe Eintrachtfans zu einer Bildungsreise ins ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt. Seine authentischen Schilderungen über die traumatischen Erlebnisse, seine klaren Erinnerungen an persönliche Gefühle und seine trotz allem versöhnliche und optimistische Art werden allen Mitreisenden von 2019 unvergesslich bleiben.

Von der Eintracht zum lebenslangen Mitglied ernannt

Unmittelbar nach der gemeinsamen Reise nach Theresienstadt wurde Helmut Sonneberg von Eintracht Frankfurt zum lebenslangen Mitglied ernannt, eine Auszeichnung, die ihn mit Stolz erfüllte. Unermüdlich war er in den vergangenen Jahren als Zeitzeuge im Einsatz, ob in Schulen, bei Vereinen oder bei gesellschaftlichen Anlässen. Die Schilderungen über sein Leben als Verfolgter des NS-Regimes beeindruckten die ganze Eintracht-Familie und darüber hinaus unzählige Menschen in der ganzen Welt.  

Helmut „Sonny“ Sonneberg

Helmut „Sonny“ Sonneberg wird bei Eintracht Frankfurt und weit darüber hinaus als beeindruckender Mensch in Erinnerung bleiben. Sonny stand entschieden für die Werte, für die auch Eintracht Frankfurt eintritt: Er engagierte sich gegen Rassismus, Ausgrenzung und Antisemitismus und setzte sich auch im hohen Alter ein für demokratische Werte und eine tolerante Gesellschaft. Wir sind traurig, ihn gehen lassen zu müssen, aber unendlich dankbar, dass er in unserer Mitte war.