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13.12.2024
Verein

Ein Zeichen gegen Hass

Ein Graffiti mahnt an Hanau. Nach erneuter Beschädigung finanziert das Netzwerk Semper Aquila die Restaurierung. Michael Zink und Sebastian Krämer-Bach erklären Motiv und Botschaft.

Unter der Friedensbrücke in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs befindet sich ein einzigartiges Kunstwerk, das an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau vom 19. Februar 2020 erinnert. Das Graffiti, geschaffen vom „Künstlerkollektiv ohne Namen“, symbolisiert Zusammenhalt, Solidarität und den Kampf gegen Rassismus. Doch diese Botschaft wurde bereits zweimal durch volksverhetzende Schmierereien geschändet. Um das Denkmal wiederherzustellen und dauerhaft zu schützen, hat das Netzwerk Semper Aquila die Finanzierung der Sanierung übernommen. Michael Zink, Gründer und Vorsitzender des Netzwerks, und Sebastian Krämer-Bach, Initiator der Aktion, erklären im Interview die Wichtigkeit ihres Engagements und welche Botschaft sie damit an die Gesellschaft senden wollen.

Michael, was macht das Netzwerk Semper Aquila aus?

Michael Zink: „Semper Aquila wurde vor ungefähr elf Jahren gegründet. Die Idee war es, lebenslange Mitglieder von Eintracht Frankfurt zusammenzubringen und zu vernetzen. Wir sind bis heute ein Netzwerk, kein EFC. Inzwischen haben sich uns über 150 Menschen aus der Frankfurter Stadtgesellschaft angeschlossen. Sie verbindet zum einen die Liebe zu Eintracht Frankfurt – sonst wären sie nicht lebenslange Mitglieder geworden – und zum zweiten das Engagement. Wir wollen uns natürlich nicht nur treffen und vernetzen, sondern uns auch im Verein in gesellschaftspolitischen Themen engagieren“

Warum war es euch wichtig, die Sanierung und den Schutz des Gedenk-Graffitis zu unterstützen?

Sebastian Krämer-Bach: „Im ersten Moment bist du natürlich geschockt, dass so etwas passiert. Du liest darüber, dass so ein Kunstwerk geschändet und mit nationalsozialistischen Symbolen verunstaltet wird. Dann hast du das Gefühl: Du musst irgendetwas machen. Das Tolle an diesem Netzwerk ist, wenn einer sagt, wir wollen etwas machen, dass dann ganz viele kommen und helfen. Das ist irgendwo auch Eintracht Frankfurt. Michael schrieb, dass er darüber schockiert ist und ich sagte, dass es doch am besten sei, wenn wir irgendwie sammeln und das Graffiti wieder herstellen. Wir hatten sehr schnell das Geld zusammen. Es hat uns auch wirklich froh gemacht, weil wir mit der Aktion etwas zeigen konnten.“

Michael Zink: „Es ist ein bürgerliches Engagement, wie es sich einfach gehört. Wenn man sich als Bürger seiner Heimatstadt engagieren möchte, gehört es dazu, sich gegen Rassismus, Intoleranz und Inhumanismus zu engagieren. Die Idee, die von Sebastian aufgebracht wurde, wurde sofort und spontan von allen Leuten im Netzwerk begrüßt. Die Begeisterung und das Engagement waren sofort da. Es war eine Selbstverständlichkeit. Wir haben uns auch gefreut, dass der Kontakt mit der Stadt sehr schnell zustande gekommen ist und das Ganze schnell umgesetzt werden konnte.“

Welche Botschaft möchtet Ihr mit diesem Engagement an die Gesellschaft senden?

Sebastian Krämer-Bach: „Es geht zum einen darum, dass wir uns als Eintracht-Mitglieder zeigen, zum anderen, dass wir es als Mitglieder der Stadtgesellschaft zeigen – dass wir uns das nicht bieten lassen und uns gegen rechte Umtriebe, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sowie für Toleranz stellen. Ein klares Signal: Wir Stadtbürger wollen das nicht.“

Wie sollen die Menschen das Gedenk-Graffiti wahrnehmen, wenn sie daran vorbeilaufen?

Michael Zink: „Es ist etwa zehn oder fünfzehn Jahre her, da habe ich mal gesagt, dass die Eintracht in Frankfurt relativ wenig visibel ist. Es war so, dass man in anderen Städten den jeweiligen Verein noch mehr gesehen hat. Inzwischen hat sich das geändert. Man findet an ganz vielen Orten und auch im Umland Zeichen von Eintracht Frankfurt, die die DNA der Eintracht zeigen. Ich wünsche mir, dass sich das auch mit dieser Stelle hier verbindet: dass die Menschen einerseits an die Opfer gedenken – das steht im Vordergrund. Aber sie sollen auch wissen, dass es hier in dieser Stadt einen Verein gibt, der sich mit diesen Zielen solidarisch erklärt: sich gegen Rassismus und Intoleranz ausspricht und dass die Eintracht in diesem Zusammenhang immer Erwähnung findet.“