Über 75 Jahre lang war Helmut Sonneberg Fan der Frankfurter Eintracht, der Verein wurde zu seiner Familie. „Sonny“, wie ihn unterm Adlerdach jeder kannte und nannte, hatte stets eine überaus große Begeisterung für den Sport und die Gemeinschaft. Für den Verein war er ein herausragender Repräsentant, der in beeindruckender Weise seine Lebensgeschichte als Holocaustüberlebender an die nachfolgenden Generationen weitergegeben hat. Am Dienstag, 28. Februar 2023, fand Helmut Sonneberg auf dem Waldfriedhof Goldstein seine letzte Ruhe. Weggefährten wie Vereinspräsident Peter Fischer, der ihn einst zum lebenslangen Mitglied ernannte, erinnern sich.
Peter Fischer, Präsident Eintracht Frankfurt: Uns hat eine freundschaftliche Verbindung getragen. Zahlreiche gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen haben mich geprägt. Sonny hat mir immer die Kraft gegeben, mich gegen Antisemitismus einzusetzen und für das „!Nie wieder“ einzustehen. Er hat mir Zuversicht und Halt gegeben und war ein großer Antrieb meines Engagements. Der Schmerz ist groß, einen tollen und prägenden Freund verloren zu haben – für mich persönlich, aber auch für die Eintracht und die so wichtige Erinnerungskultur. Natürlich werde ich mich auch in Zukunft für unsere gemeinsamen Werte einsetzen – auch für Sonny.
Uwe Becker, Antisemitismusbeauftragter der Hessischen Landesregierung: Mit Helmut Sonneberg verlieren wir ein Vorbild gelebter Mitmenschlichkeit, dessen großes Herz genauso stark für die Eintracht geschlagen hat wie für eine demokratische Gesellschaft. Als Überlebender des Holocaust hat er seine schrecklichen Erfahrungen als Zeitzeuge jungen Menschen vermittelt und für eine Welt ohne Rassismus und Antisemitismus seine Stimme erhoben. Auch wenn sein eigenes Herz nun aufgehört hat zu schlagen, wird seine Leidenschaft für eine bessere Gesellschaft in vielen anderen Herzen weiterschlagen.
Keiner, der seine Erzählungen gehört hat, wird diese je vergessen.
Matthias Thoma, Geschäftsführer Eintracht Frankfurt Museum
Matthias Thoma, Geschäftsführer Eintracht Frankfurt Museum: Sonny war nicht nur ein guter Freund und ein typisches Frankfurter Schlappmaul, er war viel mehr: Er hat unzählige Menschen mit seiner Geschichte berührt. Der Geschichte eines Jungen, der von den Nazis seiner Kindheit beraubt wurde. In seiner ganz eigenen Art berichtete Sonny vor Schulklassen, Jugendgruppen und Fans über Verfolgung und Deportation. Er sprach offen über Ängste, Hunger und vor allem die Einsamkeit eines Kindes, das nicht in die Schule durfte und nicht mit Freunden Fußball spielen konnte. Gleichzeitig mahnte er immer zur Versöhnung und stellte sich entschieden gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung. Sonnys Botschaft zur Verteidigung der Demokratie kam an. Keiner, der seine Erzählungen gehört hat, wird diese je vergessen. Ich bin sehr dankbar, dass er seinen Lebensweg mit so vielen Menschen geteilt hat.
Alon Meyer, Präsident Makkabi Deutschland: Mit Sonny haben wir einen echten Frankfurter Juddebube verloren, der viel zu erzählen hatte. Sein langes Schweigen über seine jüdische Geschichte, seine Konsequenz und Hingabe gegenüber der Eintracht, sein Mut und seine unüberhörbar fröhliche und nach Vorn schauende Art haben gleichzeitig einen Kloß im Hals verursacht und das Herz geöffnet. Lieber Sonny, danke für die vielen lehrreichen Gefühlsmomente.
Sonnys mahnende Stimme wird fehlen.
Benjamin Graumann, Vorstand Jüdische Gemeinde Frankfurt
Benjamin Graumann, Vorstand Jüdische Gemeinde Frankfurt: Helmut Sonneberg war eine beeindruckende, einzigartige Persönlichkeit und ein unermüdlicher Kämpfer für Toleranz und gegen Antisemitismus und Rassismus. Er hat unzählige Fans von Eintracht Frankfurt mit seiner Lebensgeschichte, die geprägt war von Diskriminierung und Verfolgung, tief bewegt und hat sich trotzdem immer seinen Optimismus und seine positive Ausstrahlung bewahrt. Sonnys mahnende Stimme wird fehlen, aber die von ihm mit ganzem Herzen vertretenen Werte leben in allen Eintracht-Fans und in uns allen weiter.