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05.02.2021
Verein

Ein Fuchs als Adlerträger

Aus Langenselbold in das Herz von Europa: Es sind zwar nur knapp 40 Kilometer aus der Stadt im Kinzigtal, aber auf diesem Weg hat Dieter Fuchs so einiges mit der Eintracht erlebt.

Wenn Dieter Fuchs auf die Vergangenheit schaut, sieht er vor allem Eintracht Frankfurt. Mit 13 Jahren entdeckte er die Eintracht für sich, obwohl es in seinem Heimatort die eine oder andere Stimme gab, die das nicht verstehen konnte. Davon ließ sich Fuchs aber nicht abhalten und fuhr in seinen ersten Jahren als Eintracht-Fan alleine mit der Bahn ins alte Waldstadion, um die Männer mit dem Adler auf der Brust zu unterstützen. Im Stadion ist ihm dann aufgefallen, dass die Fahnen schwarz-weiß waren, die Eintracht aber meistens in rot-schwarzen Trikots spielte. Also warum keine Fahne mit diesen Farben, sagte er sich, bastelte sich seine eigene rot-schwarze Fahne und fuhr mit dieser beim nächsten Spiel wieder ins Stadion. Dass er in seiner Heimat dafür belächelt wurde, machte dem heute 72-Jährigen nichts aus. Ihn beschäftigten nur die Bahnfahrten etwas, in denen er sich öfters mal einsam vor kam und sich nach Gleichgesinnten sehnte. Die fand er im G-Block und bei den Auswärtsfahrten und so reifte in ihm allmählich der Gedanke zur Gründung eines Fanclubs.

Der zweitälteste Fanclub der Eintracht

Mit einem Stammtisch in seiner Heimat Langenselbold fing alles an. Außerdem organisierte er in den 1970er-Jahren erste Auswärtsfahrten. „Ein Lebensmittelhändler, der in Frankfurt am Großmarkt einkaufte, hat die Eintrittskarten besorgt“, erinnert sich Fuchs und ergänzt: „Er musste immer in Vorkasse gehen und das war auf Dauer keine Lösung.“ Somit setzte sich Fuchs, der damals der Jüngste beim Stammtisch war, durch und gründete den EFC 1974 Langenselbold. Die Menschen im Ort hatten zunächst wenig übrig für den neu gegründeten Verein. Fuchs ließ sich aber auch hier nicht beirren und gründete trotzdem. 2019 konnte der EFC dann sogar sein 45-jähriges Jubiläum groß feiern. Präsident Peter Fischer und Museumsleiter Matthias Thoma kamen, um zu gratulieren. Heute ist der Fanclub längst akzeptiert und hat ein großes Standing in der Stadt, trägt Grillfeste aus oder betreut bei städtischen Feierlichkeiten die Bierzapfanlage. Dieter Fuchs ist heute Ehrenpräsident und bei den großen Festen noch immer mit dabei. „Es macht mich stolz, diesen Fanclub gegründet zu haben.“

Im Dienste der Fans

Beruflich war Fuchs damals als Geschäftsführer eines großen Dienstleistungsunternehmens tätig, aber zu seinem Leidwesen hatte das ziemlich wenig mit Fußball zu tun. Umso mehr beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit der Eintracht. Ab 1974 war es dann nicht nur der eigene Fanclub, für den er sich verantwortlich zeigte, sondern Manfred Birkholz, der im vergangenen Jahr verstarb, machte ihn zum ersten Fanclub-Obmann. Sieben Jahre lang betreute Fuchs circa 45 Fanclubs und war für die Organisation von Veranstaltungen zuständig. So kam es auch, dass die erste Fanclubveranstaltung in Langenselbold stattfand. Über 500 Fans, Offizielle der Eintracht und einige Spieler kamen zusammen und feierten ein schönes Fantreffen.

Durch seine Tätigkeiten hat er viele Einblicke in das innere des Vereins und hinter die Kulissen bekommen. Seine Ämter gab der Rentner zwar auf, doch Fan geblieben ist er bis heute und besitzt seine Dauerkarte nach wie vor. Im Gegensatz zu früher fährt er zwar nicht mehr mit der Bahn, sondern mit dem Auto und steht auch nicht mehr im G-Block, sondern macht es sich auf seinem Sitzplatz gemütlich, aber die Heimspiele im Deutsche Bank Park lässt er sich nur selten entgehen. Aufgrund der Corona-Pandemie geht es derzeit leider nicht – die Sehnsucht ist selbstverständlich groß. Vor dem Fernseher wird mitgefiebert. Wenn dann die Liedzeile „Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehen“ aus Tankards berühmtem „Schwarz-weiß wie Schnee“ erklingt, erzählt er, schließe er die Augen, erinnere sich ans Stadion und eine Träne rolle ihm die Wange runter. Anschließend singt er leise mit: „Mit dem Jürgen, mit dem Jürgen.“