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11.10.2024
Verein

„Die Finanzen auf gesunde Füße stellen“

Dominik Berker über sein erstes Jahr als Schatzmeister bei Eintracht Frankfurt, Herausforderungen und gesteckte Ziele.

Dominik, du bist jetzt seit einem Jahr und etwa drei Monaten Schatzmeister bei Eintracht Frankfurt. Wie war denn dein erstes Jahr?

Das erste Jahr war sehr ereignisreich. Der Start war ein bisschen schwierig, weil es nicht so wirklich eine Übergabe von Thomas Förster gab. Es war gar nicht so einfach, in die Projekte zu kommen, die schon bestanden. Schatzmeister bei Eintracht Frankfurt ist eine eigene Welt – nicht zu vergleichen mit meinem Hauptjob. Letztlich hat es eine ganze Ecke gedauert, bis ich reingekommen bin, aber ich glaube, wir haben in diesem Jahr viel bewegt – gerade im Bereich Finanzen – und uns vielen digitalen Themen gewidmet. Es war auf jeden Fall spannend, wird aber auch in der Zukunft spannend bleiben, weil wir noch viele Themen vor der Brust haben, die wir bewältigen wollen.

Du hast es schon angesprochen: Das Amt hast du von Thomas Förster übernommen. Wie hast du den Verein vorgefunden?

Im Finanzbereich waren viele Dinge wirklich ganz gut vorbereitet von Thomas Förster. Was sicherlich nicht adäquat war, ist die Digitalisierung, insbesondere im Bereich der Finanzbuchhaltung, der Steuerthematik und so weiter. Primär haben wir uns in den Anfangsmonaten mit dem Themengebiet der Digitalisierung beschäftigt, die Buchhaltung digitalisiert, neue Systeme angeschafft und das Zahlungswesen digital gestaltet. Alle anderen Bereiche sind unglaublich gut vorbereitet gewesen, sodass es recht einfach war, in die anderen Themengebiete reinzukommen.

Was heißt denn Digitalisierung im Finanzbereich oder in der Finanzbuchhaltung? Wie kann man sich das vorstellen?

Es geht am Ende um die Tatsache, dass du möglichst jeglichen Beleg, den bekommst, jegliche Eingangsrechnung, jegliche Ausgangsrechnung, alle Zahlungsbelege digital in deiner Buchhaltung verarbeitest und auch digital im System ablegst. Die klassische Papierbuchhaltung gibt es so nicht mehr. Du legst einen Brief digital ab. Das heißt, du scannst ihn ein, er wird digital in einem System abgelegt und an diese Buchung digital verknüpft, sodass du immer darauf zugreifen kannst. Diese Vorgänge bedürfen entsprechender Systeme und auch Schulungen von Mitarbeiter:innen. Es ist in sich schon ein größerer Aufwand, es zu digitalisieren.

Ansonsten gab es noch das große Projekt Budgetierung – auch für den Sport. Da nimmst du auch die ehrenamtlichen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter immer sehr vorbildlich mit. Was heißt das denn konkret?

Am Ende des Tages geht es dabei darum, dass wir in den verschiedenen Abteilungen und durch die ganzen über 50 Sportarten hindurch zu Beginn jeder neuen Saison ein Jahresbudget aufstellen. Wir brauchen einen ausgeglichenen Haushalt. Wir müssen somit schauen, dass die einzelnen Sportarten beziehungsweise Abteilungen, die ein negatives Budget haben, kompensiert werden durch positive Budgets anderer Sportarten, sodass wir uns in Summe den Sportbetrieb leisten können. Die Einnahmesituation ist klar. Wir haben die Mitgliedsbeiträge, das Lizenzwesen, Vermietungseinnahmen und vieles mehr. Und klar, bei 50 Sportarten kann es immer zu irgendwelchen Sonderaufwendungen kommen, die wir nicht im Budget haben. Wir müssen immer mit Puffern arbeiten und entsprechend in der Lage sein, Mehrkosten zu kompensieren.

Das ist eine Herzensangelegenheit. Aber Schlaf ist weniger als zuvor. Man merkt es ja, ich habe im letzten Jahr Augenringe bekommen.

Dominik Berker, Schatzmeister

Du machst deinen Job bei der Eintracht im Ehrenamt. Als Hauptberuf hast du dein eigenes Unternehmen in der Steuerberatung. Hat dein Tag mehr als 24 Stunden? Wie bekommst du das unter einen Hut?

Gefühlt hat er tatsächlich mehr als 24 Stunden. Die zeitliche Belastung hat durch mein Engagement bei der Eintracht noch einmal zugenommen. Es sind schon mehr als 20 Stunden die Woche, die ich dafür investiere. Es gibt auch Samstage und Sonntage, an denen ich für die Eintracht arbeite, manchmal zulasten der Bundesligaspiele, die ich dann halt nicht sehen kann. Die Belastung an sich empfinde ich aber nicht als dramatisch. Ich mache das super gerne für den Verein und es macht mir total viel Spaß. Das ist eine Herzensangelegenheit. Aber Schlaf ist weniger als zuvor. Man merkt es ja, ich habe im letzten Jahr Augenringe bekommen (lacht).

Du warst schon Teil der Eintracht unter Peter Fischer und seit Februar unter Mathias Beck. Das neue Präsidium hat relativ viele Veränderungsprozesse angestoßen. Das ein oder andere hat bereits gefruchtet, bei manchen Sachen wird es noch ein bisschen dauern. Kann man davon sprechen, dass der Verein sich in ein Unternehmen verwandelt?

Absolut. Die Veränderung im Präsidium, die Zusammenarbeit mit den einzelnen Teams und mit den Abteilungsleiter:innen hat sich in den letzten Monaten extrem verbessert. Wir sind tatsächlich auf dem Weg, ein Unternehmen zu werden. Es geht darum, Prozesse zu optimieren. Es geht darum, Effizienzen zu schaffen. Wir haben enorm viele Mitarbeiter:innen – ein großer Dampfer, den wir da am Ende auch in der Bahn halten müssen. Es wird auch nicht nächstes Jahr abgeschlossen sein, aber wir sind da auf einem guten Weg im neu zusammengesetzten Präsidium. Es macht unglaublich viel Spaß, wir haben wirklich nur tolle Leute dabei, die ihren Job verstehen, die ihre Aufgabe wahrnehmen, die das auch wirklich mit Herzblut machen. So kommt der Verein voran.

Das gesamte Interview im Video

Lass uns zu einem Mischgeschäft zwischen dir und unserem Präsidenten Mathias Beck, der aus der Baubranche kommt, kommen. Wir haben relativ viele Bauprojekte, die schon laufen oder potenziell demnächst kommen werden. Wie sieht es da um die Finanzierung aus? Kann sich der Verein das denn leisten?

Das ist ja genau meine Aufgabe: Sich darum zu kümmern, dass der Verein sich das leisten kann. Wir haben festgestellt, dass wir noch zu wenige Sportstätten haben. Wir versuchen derzeit, neue Sportstätten zu schaffen, neue Möglichkeiten zu schaffen und das bedeutet, wir müssen diverse Sportstätten auch neu bauen, kaufen oder mieten. Das wiederum bedarf einer entsprechenden Finanzierung. Ich habe aktuell viele Gespräche mit Banken, Sponsoren, Gönnern und Spendern, um diese Finanzierung sicherzustellen. Einige Projekte sind sicherlich auch gar nicht so klein – da geht es schon auch um Millionen, was für Verein auch schon eine Hausnummer ist. Es ist keine einfache Aufgabe, aber ich bin guten Mutes, dass wir das hinbekommen, ohne zu weit aus dem Fenster zu greifen.

Was ist denn dein persönliches Ziel als Schatzmeister von Eintracht Frankfurt?

Mein persönliches Ziel ist es, die Finanzen des Vereins auf so gesunde Füße zu stellen, dass wir locker eine Krise wegstecken können. Während der Coronakrise hatten wir ein riesiges Thema: Die Sportstätten waren zu. Derartige Krisen sind nicht abzusehen. Ideal wäre es aber natürlich, wenn der Verein auf so gesunden Beinen steht, dass wir derartige Dinge locker überleben können und somit ein Kopflos-Paket für den Verein zu haben, was die Finanzen anbetrifft. Der Weg dahin ist steinig und hart. Da sind wir noch lange nicht. Aber wir sind auf einem guten Weg, den müssen wir weitergehen.

Zu dir persönlich: Du warst selbst früher Kunstturner im Leistungssport. Auch jetzt probierst du dich fleißig durch die Sportarten bei der Eintracht durch. Was hast du schon ausprobiert und was willst du noch ausprobieren?

Ich war vor zwei Wochen beim Ringen. Es ist sehr anspruchsvoll, hat aber super viel Spaß gemacht. Heute gehe ich zum Fechten. Wir werden sehen, ob ich morgen noch mit zwei gesunden Augen den Schatzmeisterjob ausüben kann. Rugby möchte ich unbedingt mal machen, beim Handball habe ich eine Einladung. Beim Bobanschieben habe ich zudem eine Wette mit Vanessa Mark laufen, dass ich schneller anschieben kann als sie. Das ist wahrscheinlich nicht so leicht möglich, aber wenn ich die nächsten vier Wochen ins Trainingslager gehe, dann werde ich sie ganz sicher auch besiegen (lacht).