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02.08.2020
Verein

Das zweite Jahrzehnt

20 Jahre voller Visionen, grandiosen Erfolgen, aber auch Tiefschlägen. Wir blicken in zwei Teilen zurück auf die Amtszeit von Peter Fischer. Heute: 2011 bis in die Gegenwart.

Das Leben ist ein Auf und Ab, so ist es auch bei einer Präsidentschaft. Fünf Monate nach der feierlichen Eröffnung des Riederwalds im Jahr 2010 war Fischer dann wieder mittendrin statt nur dabei. Diesmal vermittelte der Präsident in der Nordwestkurve. Nach einer desaströsen Rückrunde der Profitruppe hatte die Eintracht das vorentscheidende Spiel gegen den 1. FC Köln verloren und war damit quasi abgestiegen. Fans hatten den Innenraum gestürmt, es kam zu turbulenten Szenen. Im blauen Sonntagsanzug vermittelte der Präsident zwischen Sicherheitsorganen und Anhängern. Und prägte nach dem definitiven Abstieg eine Woche später in Dortmund den Begriff der „Rückrunde der Schande“.

Trotz Zweiter Liga wurde der Präsident von der Mitgliedschaft 2011 erneut wiedergewählt – diesmal mit 99 Prozent. Auch die Profis kamen wieder, 2012 gelang der direkte Wiederaufstieg und unter Trainer Armin Veh qualifizierte sich die Truppe 2013 direkt für den Europapokal. Peter Fischer startete ebenso wie die zahlreichen Eintracht-Anhänger zu tollen Reisen, die ganz Europa einen kleinen Vorgeschmack gaben, zu was Eintracht Frankfurt in der Lage ist. In Bordeaux, wo der Eintracht-Sieg von 12.000 mitgereisten Fans euphorisch gefeiert wurde, tranken Peter Fischer und Armin Veh anschließend sicherlich ein gutes Glas Wein.

Mitgliederboom startet

Im Jahr 2012 wurde die Lebenslange Mitgliedschaft eingeführt. Diese können Mitglieder für einen Beitrag von 1899 Euro in Anlehnung an das Gründungsjahr abschließen. Erstes lebenslanges Mitglied der Eintracht wurde Formel 1-Rennfahrer Sebastian Vettel. Als Peter Fischer im Januar 2015 zum fünften Mal in Folge mit einer überwältigenden Mehrheit zum Präsidenten der Eintracht gewählt wurde, hatte der Verein längst rund 30.000 Mitglieder. Und das Wachstum nahm kein Ende. Mit Ultimate Frisbee, Tischfußball und Fechten kamen neue Sportabteilungen dazu. Die Fußballer gönnten sich eine schöpferische Pause und retteten die Bundesligazugehörigkeit 2016 erst in nervenaufreibenden Relegationsspielen gegen den 1. FC Nürnberg. Ein Jahr später standen sie im Finale des DFB-Pokals. Wieder setzte es eine knappe Niederlage, diesmal gegen den BVB. Doch die Begeisterung rund um die Eintracht hatte längst nie geahnte Dimensionen erreicht. Bereits im Januar 2017 konnte der Präsident 40.000 Mitglieder verkünden, die Endspiel-Euphorie sorgte für immer neue Rekordzuwächse.

Im Januar 2018 wurde die 50.000er Marke geknackt. Das lag sicher auch daran, dass sich Peter Fischer, der sich schon immer als politischer Mensch zeigte, Ende 2017 bei einem Zeitungsinterview klare Kante bewies. Angesichts des Erstarkens der Rechtspopulisten in Deutschland sagte er: „Wer die AfD wählt, kann bei uns kein Mitglied sein“ und erklärte, dass die Satzung von Eintracht Frankfurt dem aktiven Sport und dem Fansein ein Wertesystem zugrunde legt, zu dem man sich kraft Beitritt bekennt. Keiner wird gezwungen, Mitglied von Eintracht Frankfurt zu werden, wenn er dieses Wertesystem für sich nicht akzeptieren kann. Wenn er aber diesem Verein beitritt, gibt er auch die Selbstverpflichtung ab, diese Werte zu beachten. Diese klaren Aussagen als Bekenntnis zur Demokratie und gegen Populismus brachten Fischer viel Kritik und massive Anfeindungen aus dem Bereich sogenannter Alternativen für Deutschland – aber noch viel mehr Zustimmung und Anerkennung. Viele Sympathisanten des Vereins, aber auch Fans anderer Bundesligisten entschlossen sich zur Mitgliedschaft in der Eintracht – auch aus Solidarität zum Präsidenten, der sich persönlich und im Namen des Vereins entschlossen für demokratische Werte, Vielfalt und Toleranz aussprach.

Unter der Präsidentschaft von Peter Fischer hat die Eintracht zahlreiche Erfolge gefeiert. 2007 wurde die Eintrachtlerin Betty Heidler in Osaka Weltmeisterin im Hammerwurf. 2009  feierte Ariane Friedrich bei der Halleneuropameisterschaft in Turin den Titel im Hochsprung. 2010 wurde die B-Jugend der SGE Deutscher Meister und Betty Heidler gewann bei den Europameisterschaften die Goldmedaille. Pascal Behrenbruch wurde 2012 in Helsinki Europameister. Im Jahr 2014 trumpfte der Nachwuchs groß auf – so wurden die U14-Basketballer und auch die U15 Schüler im Tischtennis jeweils Deutscher Meister und die U15-Fußballer gewannen mit einen grandiosen 4:2-Sieg gegen Bayern München am letzten Spieltag die Süddeutsche Meisterschaft. Im Jahr 2018 gewannen die Tischfußballer in Belgrad die Champions League. Dieses Kunststück gelang den Tischfußballerinnen nur ein Jahr später. Den schönsten Erfolg konnte Peter Fischer aber 2018 in Berlin feiern. Ein Jahr nach der Finalniederlage gegen den BVB erreichte die Eintracht erneut das DFB-Pokalfinale. Mehr als 30.000 Fans unterstützten die SGE in Berlin gegen den schier übermächtigen FC Bayern München. Schon mittags auf dem Fanfest hatte der Präsident die Fans eingestimmt. „Wollt ihr das Lametta der anderen sehen? Ich will diesen verdammten Pott.“ Die hochemotionale Rede zeigte Wirkung. Die Eintracht besiegte die Bayern und Peter bekam seinen Pott.

Noch lange nicht genug

Und weitere Reisen. Denn die Europapokalteilnahme führte den Verein nach Rom, London und Mailand. Tausende Fans reisten der Mannschaft in der magischen Saison 2018/19 quer durch Europa hinterher. Und der Präsident war wieder immer mittendrin. Sei es in Charkiv bei bitterer Kälte, auf Zypern in gemütlichen Altstadtkneipen oder an seinem Geburtstag im Innenraum von San Siro – inklusive Geburstagsständchen von 10.000 mitgereisten Eintrachtlern. Die Mitgliedszahlen stiegen mittlerweile auf 90.000 – und trotz Corona hat Fischer längst die 100.000er Marke ausgerufen. So kennt man den Präsidenten – immer ehrgeizig, immer euphorisch, immer Eintracht.

Beliebtes Aufkleber-Motiv: Peter Fischer mit dem DFB-Pokal.

Übrigens ist Peter Fischer mittlerweile in ganz Europa zu sehen: Denn einige Fans haben zehntausende Aufkleber produziert, auf denen Fischer 2018 auf dem Römer mit dem DFB-Pokal um die Wette strahlt. Diese Aufkleber hängen mittlerweile in ganz Europa. Und viele, viele Fußballfans beneiden die Eintracht um diesen Präsidenten, der viel mehr ist als ein Vereinspräsident.