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26.02.2020

Cottbus, Berge und die Eintracht

David Schreck ist ein in Salzburg beheimateter „Exil-Adler“. Vor dem Europa League-Rückspiel in seiner Wahlheimat verrät der gebürtige Brandenburger, wie er zur Eintracht kam und warum ihn im Laufe des Lebens die Berge riefen.

David Schreck ist ein in Salzburg beheimateter „Exil-Adler“. Nachdem der gebürtige Brandenburger das Hinspiel des Europa League-Sechzehntelfinals im Stadtwald verfolgte, freut er sich nun auf das Rückspiel, das quasi bei ihm vor der Haustüre stattfindet. Er verrät, wie er im Nordosten Deutschlands zur Eintracht kam und warum ihn im Laufe des Lebens die Berge riefen.Rund 540 Kilometer trennen David Schreck, der seit rund zwei Jahren in seiner Wahlheimat Salzburg lebt, von der Heimstätte seiner Eintracht. Doch für seinen Verein nehme er, wie er selbst sagt, liebend gerne Strapazen auf sich – das sei schon immer so gewesen. „Wenn sich die Möglichkeit bietet und ich Tickets ergattere, reise ich gerne nach Frankfurt oder auch zu Auswärtsspielen. Lustigerweise sind es von Salzburg aus sogar ein paar Kilometer weniger bis zur Commerzbank-Arena, als von meiner ursprünglichen Heimat aus“, lacht der Eintrachtler. Geboren ist David nämlich in Cottbus, wo er weite Teile seines Lebens verbrachte und wo auch heute noch der Großteil seiner Familie lebt. Zur Eintracht gekommen ist der heute 39-Jährige im frühen Jugendalter in Eigenregie. „Mein Vater, der leider Bayern-Fan ist, hat mich oft zu Bundesligaspielen mitgenommen, wenn der FCB bei uns im Osten auswärts spielte“, so der Exil-Adler, der sich allerdings an eine Ausnahme erinnert: „Ein Spiel, das wir besucht haben, war ohne Beteiligung der Münchner. Das war in Dresden, zu Gast war Eintracht Frankfurt.“ Ohne zuvor jemals Bezug zur Eintracht gehabt zu haben, sollte diese Partie maßgeblich dazu beitragen, dass David den Adler ins Herz schloss und ihn dort bis heute trägt. Dabei war es weniger der Spielverlauf, der ihn beeindruckte. „Bei dieser Begegnung habe ich die Fankultur der Eintracht erstmals live erlebt. Egal, ob Tor oder Gegentor, die Fans haben bedingungslos unterstützt und mich somit in ihren Bann gezogen – das war einfach nur genial.“ Durch den Abstieg wuchs die LiebeIn den folgenden Monaten habe er sich dann vermehrt mit der Sportgemeinde und deren Fans auseinandergesetzt. So sehr, dass ihn der erste Abstieg in der Saison 1995/96 emotional sehr mitnahm. „Das war schon ein schwerer Schlag. Aber so seltsam es klingt, durch den Abstieg entwickelte ich eine „Jetzt erst recht-Haltung“, das hat meine Verbindung zur Eintracht gestärkt. In der darauffolgenden Spielzeit versuchte er, so viel schwarz-weiß-rot wie nur möglich aufzusaugen und die Mannschaft zu unterstützen. Ob beim FC Carl-Zeiss Jena, VfB Leipzig oder FSV Zwickau – alle Auswärtsspiele im näheren Umfeld wurden besucht. Erstmals in den Stadtwald reiste der Adlerträger zu einem Spiel gegen den FC Bayern. „Da sind wir direkt mit der gesamten Familie angereist. Ich erinnere mich genau, wie ich damals im G-Block stand. Das war für uns alle ein besonderes Erlebnis.“Über zwei Jahrzehnte hinweg vertrat David in Südbrandenburg die Farben der Eintracht, ehe er sich mit seiner Freundin für einen Tapetenwechsel entschied. „Vor wenigen Jahren kam der Zeitpunkt, da sagten wir uns: Das kann nicht alles sein. So sehr ich meiner Heimat verbunden bin, wollte ich langfristig etwas anderes sehen“, so das Eintracht-Mitglied. So beschloss das berg- und landschaftsaffine Paar, im Jahr 2018 einen Neuanfang in Salzburg zu starten. „Das war die richtige Entscheidung. Salzburg ist zum Leben wunderschön und beruflich passt es hier auch“, schwärmt der gelernte Prüfingenieur, der ergänzt: „Stand jetzt will ich hier auch nicht mehr weg – außer es steht wieder ein Eintracht-Spiel auf dem Programm.“So freut er sich schon darauf, weitere persönliche Highlights mit der Eintracht zu erleben. Dazu gehören unter anderem sämtliche Europapokal-Auswärtsfahrten, der Aufstiegskrimi gegen den SSV Reutlingen und das Freundschaftsspiel gegen Atalanta Bergamo. Bei jenem Testspiel in Norditalien hat David nämlich seinen Kumpel Thomas aus Bad Vilbel und dessen Familie kennengelernt – bis heute hat sich daraus eine nachhaltige Freundschaft entwickelt. So hatte David nach dem Hinspiel gegen Salzburg einen Schlafplatz sicher und musste nicht nachts noch die Heimreise antreten. Natürlich wünscht sich der Exil-Adler auch, dass die aktuelle Reise in der Europa League nach dem fulminanten 4:1-Hinspielerfolg gegen Salzburg noch weitergeht. Sollten die Adler aber irgendwann die Segel streichen müssen, sei das auch nicht so schlimm. „Titel, Wettbewerbe und Ergebnisse sind für mich zweitrangig. Die Eintracht bedeutet mir alles – ich werde sie immer unterstützen.“