zaehlpixelzaehlpixel
26.06.2020
Verein

Alles Gude, Horst Dörner!

Er hat nicht nur die Meisterschaft 1959, sondern auch die legendären 1980er Jahre live miterlebt: Heute feiert er seinen 85. Geburtstag.

Im Hause Dörner wird schnell klar, für welchen Verein das Herz schlägt. Die Couch ziert eine Eintracht-Decke, das Adler-Logo hängt am Kamin, Fotos aus dem Stadion oder mit dem DFB-Pokal sind prominent im Eingangsbereich platziert. In Zeiten von Corona muss die große Geburtstagsfeier zwar ausfallen, seine Lebenslust und gute Laune lässt sich der lebensfrohe Eintrachtler aber nicht nehmen. Am Ehrentag erzählt das Geburtstagskind gerne über verrückte und ereignisreiche Jahre mit der launischen Diva.

In der Eintracht-Welt ist er bekannt wie ein bunter Hund, denn er begleitet den Verein nun schon über 60 Jahre. Mit 19 Jahren kam der gebürtige Westerwälder nach Frankfurt, um hier zu arbeiten. „In meinem Heimatort habe ich immer die zweite Kreisklasse verfolgt. In Frankfurt bin ich dann das erste Mal zur Eintracht gegangen“, berichtet der 85-Jährige von seinen Anfängen im März 1954. Zuerst sei er auch zu Kickers Offenbach und dem FSV Frankfurt gegangen, doch schnell war klar: Die Eintracht wird sein sportliches Zuhause. „Die Eintracht war damals nicht besser, aber technisch versierter.“ Gerne erinnert er sich an Spieler wie Alfred Pfaff, die seine Anfangszeit geprägt haben. „Wie er mit dem Ball umgehen konnte, das war immer eine Freude anzusehen.“

Seitdem hat er so einige Spiele der Eintracht gesehen. Auch heute ist er, solange es die Gesundheit zulässt, bei jedem Heimspiel im Stadion mit dabei. Dörner hat viele Höhen und Tiefen miterlebt, seinem Verein treu geblieben ist er aber immer. An viele Partien erinnert er sich noch ganz besonders. Den Abstiegskampf 1999 mit dem Übersteiger, „ein Spiel, dass ich zu den wichtigsten Drei zähle“, so der heutige Bad Vilbeler. Aber natürlich war auch der Pokalsieg 2018 ein ganz besonderes Highlight in seiner langjährigen Eintracht-Historie. „Das war zu überraschend“, sagt er und ergänzt: „Ich habe das Spiel im Fernsehen verfolgt. Die Wege in Berlin wären für mich zu weit gewesen. Nach dem Spiel war ich immer noch so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe.“ Da ging es ihm wohl wie vielen anderen Eintrachtlerinnen und Eintrachtlern.

Als einer von Wenigen, die heute noch davon erzählen können, war Dörner 1959 beim Meisterschaftsendspiel in Berlin dabei. Während er davon berichtet, könnte man meinen, dieser Tag hätte erst kürzlich stattgefunden. Er erinnert sich an Details, erzählt lebhaft und ausführlich, wie es damals war. „Ich habe mein Ticket in der Kneipe von Alfred Pfaff an der Katharinen-Kirche gekauft. Bus und Eintrittskarte gab es bei der Dame an der Theke“, berichtet Dörner. Freitagabend ging es an der Gaststätte los Richtung Berlin. Die ersten Stunden habe sich die Bus-Besatzung darüber gewundert, warum vorbeifahrende Kickers-Fans ihnen zujubelten, während die Eintracht-Fans sie bepöbelten. Doch dann löste der Busfahrer das Rätsel: Der Bus hatte ein Offenbacher Kennzeichen. „Das ist uns auf dem Rückweg natürlich nicht noch einmal passiert“, erzählt Dörner. „Ein Mitfahrer hat im Fenster eine Fahne aufgehängt, wir mussten ja zeigen, dass wir die Deutschen Meister sind!“

Geschichten wie diese kann Dörner so einige erzählen, nach so vielen Jahren auch sicherlich kein Wunder. Nach dem Finale 1959 habe er sich dann auch bald entschlossen, dem Verein beizutreten. Das war im Februar 1960. 2020 ist damit für ihn ein besonderes Eintracht-Jahr, denn neben seinem heutigen 85. Geburtstag feiert der Rentner auch 60 Jahre Mitgliedschaft im Verein. Hierfür zeichnete ihn Präsident Peter Fischer im Rahmen der alljährlichen Feier im Eintracht-Museum aus. Stolz präsentiert er die Bilder von der Feier und den gravierten Bembel, den er zur Urkunde dazu erhielt. Sowohl an seinen Erzählungen als auch im Glänzen in seinen Augen kann man erkennen: Horst Dörner ist Eintrachtler durch und durch, mit Leib und Seele – auch nach vielen, vielen Jahren.

Über die Frage, was sein größter Wunsch zum Geburtstag sei, schmunzelt Dörner. „Ich bin wunschlos glücklich. Mit der Eintracht habe ich ja schon alles erlebt, einen weiteren Pokal zu wünschen wäre Kokolores.“ Das „wunschlos glücklich“ muss er nach kurzer Bedenkzeit dann aber doch revidieren. „Solange ich lebe, möchte ich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Diese Existenzängste greifen mich zu sehr an. Das ist tatsächlich mein einziger Wunsch.“ Dieser Wunsch wird ihm ganz sicher auch keiner absprechen, ganz im Gegenteil. In diesem Sinne: Alles Gude und auf viele weitere Jahre in Eintracht, Horst!